Der Kugelsternhaufen M 5
Aufsuchen mittels Starhopping
Erfahrene Beobachter, die sich mit Hilfe der Starhopping-Methode von einem hellen Stern schrittweise über lichtschwächere Sterne zu ihrem Ziel hangeln, nutzen gerne die beiden Sterne 109 Vir (3,7 mag) und 110 Vir (4,4 mag) im östlichen Teil des Sternbilds Jungfrau (Virgo). Verlängert man die gedachte Verbindungslinie zwischen diesen beiden Sternen, deren Länge ziemlich genau 4° beträgt, um das gleiche Stück weiter nach Osten, gelangt man zum Kugelsternhaufen M 5. Diese Methode eignet sich insbesondere für parallaktisch montierte Teleskope mit einem kleinen Gesichtsfeld: Da alle drei Objekte ungefähr auf der Deklination +2° liegen, braucht man den Schwenk nur um die Stundenachse der Montierung auszuführen.
Erscheinungsbild und Eigenschaften
Gemäß der Angaben in einer an der University of Queensland geführten Datenbank von Kugelsternhaufen konzentriert sich die Hälfte der Gesamtmasse von M 5 auf einen Winkeldurchmesser von 5,2 Bogenminuten, was bei einer Entfernung von 24 500 Lichtjahren einem Raumbereich von 37 Lichtjahren Durchmesser entspricht. In diesem Volumen befindet sich die Masse von rund 200 000 Sonnen.
Wie bei allen Kugelsternhaufen lässt sich auch bei M 5 keine scharfe äußere Grenze angeben. Auf langbelichteten Aufnahmen ist seine Winkelausdehnung mit etwa 23′ abzuschätzen. Neue Untersuchungen anhand der Daten des Gaia-Katalogs zeigen, dass M 5 auf seiner Bahn um das Zentrum unseres Milchstraßensystems Sterne aus seinen Außenbereichen verliert. Solche Gezeitenschweife sind auch von anderen Kugelsternhaufen bekannt. Im Falle von M 5 wies Carl Grillmair vom California Institute of Technology 70 Sterne nach, die einen vom Kugelsternhaufen ausgehenden 50° langen, nach Westen weisenden Gezeitenschweif bilden.
Als alter Kugelsternhaufen enthält M 5 zahlreiche RR-Lyrae-Sterne. Diese auch als Haufenveränderliche bezeichnete Klasse von Sternen gehören wie die Cepheiden zu den pulsationsveränderlichen Sternen. Sie sind mindestens 10 Milliarden Jahre alt, enthalten kaum Elemente schwerer als Helium in ihren Atmosphären und weisen wie die Cepheiden eine Perioden-Leuchtkraft-Beziehung auf, allerdings mit kürzeren Perioden. RR-Lyrae-Sterne eignen sich aufgrund ihrer Eigenschaften als gute Indikatoren für die Entfernung eines Kugelsternhaufens zur Erde und für die Extinktion des Sternlichts auf seinem langen Weg zur Erde. In M 5 sind rund 100 RR-Lyrae-Sterne bekannt. Der Amateurastronom Bernhard Hubl hat eine Animation aus zwei Aufnahmen erstellt, die den Lichtwechsel der RR-Lyrae-Sterne in M5 veranschaulicht.
Name: |
Messier 5 |
andere Bezeichnungen: |
M 5, NGC 5904 |
Objekttyp: |
Kugelsternhaufen |
Sternbild: |
Schlange |
Position (J2000.0): |
α = 15h 18m 33,2s, δ = +02° 04′ 51,7″ |
scheinbare Helligkeit: |
5,95 mag |
Winkeldurchmesser: |
23′ |
Entfernung: |
7500 pc = 24 500 Lj |
Masse: |
400 000 Sonnenmassen |
Alter: |
10,6 Milliarden Jahre |
Der offene Sternhaufen M 16 im Adlernebel
Der mit dem Sternhaufen verbundene Emissionsnebel wird in der Literatur häufig ebenfalls als Messier 16 (M 6) bezeichnet, während die Katalogbezeichnung NGC 6611 für den offenen Sternhaufen reserviert ist und die Bezeichnung IC 4703 für den Emissionsnebel. An dieser Stelle sei der offene Sternhaufen besprochen, der bei der visuellen Beobachtung besonders auffällt, während der Emissionsnebel, der hauptsächlich für die Astrofotografen interessant ist, unter dem Abschnitt Nebel vorgestellt wird.
Aktives Sternentstehungsgebiet
Der offene Sternhaufen erstreckt sich über eine Ausdehnung von rund 20′ am Himmel. Nur sein zentraler Bereich von etwa 6′ Ausdehnung lässt sich weitgehend ungehindert einsehen. Der Rest ist von Gas- und Staubmassen durchzogen, die einen Teil der Sterne verdecken. Deswegen ist eine Abschätzung der Gesamtmasse des Sternhaufens schwierig. Die in den Untersuchungen veröffentlichten Werte sind in den letzten Jahren beständig gestiegen. Eine aktuelle Studie schätzt die Gesamtmasse des Sternhaufens auf etwa 2600 Sonnenmassen, die sich auf rund 570 Sterne im Hauptreihen- und Vorhauptreihenstadium verteilen.
Die ältesten von ihnen sind knapp sechs Millionen Jahre alt. Seitdem hält die Sternentstehung in dieser Region unvermindert an. Neben dem jungen Sternhaufen im Orionnebel ist M 16 damit ein weiteres Gebiet, in dem sich mit modernen Beobachtungsinstrumenten die Bildung von Sternen direkt beobachten lässt.
Name: |
Messier 16 |
andere Bezeichnungen: |
M 16, NGC 6611 |
Objekttyp: |
offener Sternhaufen |
Sternbild: |
Schlange |
Position (J2000.0): |
α = 18h 18m 48s, δ = −13° 49′ 40″ |
scheinbare Helligkeit: |
6,0 mag |
Winkeldurchmesser: |
20′ |
Entfernung: |
1750 pc = 5700 Lj |
Alter: |
0 − 5,5 Millionen Jahre |
Der offene Sternhaufen IC 4756
In den Außenbezirken des Milchstraßenbandes gelegen, wirkt IC 4756 mit bloßen Augen betrachtet wie eine lokale Aufhellung in dem schimmernden Band. Ein Fernglas enthüllt zahlreiche Einzelsterne, die zu diesem Leuchten beitragen, und zeigt klar den Haufencharakter dieser Sternansammlung.
Name: |
IC 4756 |
andere Bezeichnungen: |
Melotte 210, Collinder 386 |
Objekttyp: |
offener Sternhaufen |
Sternbild: |
Serpens |
Position (J2000.0): |
α = 18h 38m 31s, δ = +05° 29′ 24″ |
scheinbare Helligkeit: |
4,6 mag |
Winkeldurchmesser: |
90′ |
Entfernung: |
480 pc = 1550 Lj |
Alter: |
800-900 Millionen Jahre |