Galaxien

Andromedagalaxie M 31

Die Andromedagalaxie offenbart auf langbelichteten Fotos ihre Spiralstruktur mit Dunkelwolken, aber keine Einzelsterne.

Die Andromedagalaxie Messier 31, aufgenommen mit einer digitalen Spiegelreflexkamera und einem Teleobjektiv mit 400 Millimeter Brennweite (Bild: Uwe Reichert)

Formatfüllende Aufnahme der Andromedagalaxie mit ihren beiden kleinen Begleitern M110 und M32.

Formatfüllende Aufnahme der Andromedagalaxie M 31 mit ihren beiden kleinen Begleitern M 110 und M 32 aus dem Jahr 1906. Zum damaligen Zeitpunkt war die Natur des „Nebels“ noch ungeklärt. Erst in den 1920er Jahren wiesen die Astronomen nach, dass M 31 eine eigenständige Galaxie weit jenseits unseres Milchstraßensystems ist. (Bild: Landessternwarte Heidelberg, Heidelberg Digitized Astronomical Plates, Plate D20; Bearbeitung: Uwe Reichert)

​Am dunklen Himmel ist die Andromedagalaxie M 31 bereits mit bloßem Auge zu erkennen. Allerdings sieht man nur ihren hellen Zentralbereich als verwaschenen Nebelfleck. Erst auf langbelichteten Fotografien fallen ihre gewaltigen Abmessungen auf: Ihre Längsausdehnung beträgt 3,3°, mehr als das Sechsfache des Vollmonddurchmessers. Zwischen ihren Spiralarmen sind langgezogene dunkle Staubstreifen zu erkennen. Ähnlich wie unser Milchstraßensystem verfügt auch die Andromedagalaxie über zwei Begleiter: die beiden kleinen Sternsysteme M 32 (NGC 221) und M 110 (NGC 205).

Die Andromedagalaxie finden wir in Verlängerung der Verbindungslinie zwischen den Sternen Beta und My Andromedae (β und μ And). Mit einer Entfernung von 2,5 Millionen Lichtjahren ist sie das fernste Objekt, das wir mit dem unbewaffneten Auge sehen können. Wegen ihrer leichten Erkennbarkeit ist es eigentlich verwunderlich, dass aus der Antike keine Berichte über sie vorliegen. Die älteste bekannte Erwähnung der Andromedagalaxie verdanken wir dem persischen Astronomen Abd-ar-Rahman as-Sufi (903 – 986), der sie in seinem „Buch der Fixsterne“ als „kleinen Fleck“ beschrieb und diesen in einer bildlichen Darstellung der Andromeda als Ansammlung schwarzer Punkte markierte.

In der westlichen Welt machte Simon Marius (1573 – 1624) auf dieses diffuse Objekt aufmerksam, das er 1612 mit dem Teleskop beobachtete. Da er keine einzelnen Sterne erkennen konnte, bürgerte sich die Bezeichnung Andromedanebel ein. Lange Zeit blieb unklar, was sich physikalisch hinter den verschiedenartigen nebelförmigen Gebilden am Himmel verbarg und in welcher Entfernung sie sich befanden. Eine eindeutige Unterscheidung zwischen Gasnebeln innerhalb unserer Galaxis und eigenständigen Sternsystemen, den Galaxien, gelang erst in den 1920er Jahren: Mit dem damals weltgrößten Teleskop, dem 2,5-m-Spiegel des Mount-Wilson-Observatoriums in Kalifornien, entdeckte der Astronom Edwin Hubble im Jahr 1923 Cepheiden in den „Nebeln“ Messier 31 und Messier 33. Über die von Henrietta Swan Leavitt 1912 entdeckte Perioden-Leuchtkraft-Beziehung der Cepheiden ließ sich erstmals die Entfernung dieser Objekte bestimmen und so nachweisen, dass sie eigenständige Galaxien außerhalb unseres eigenen Milchstraßensystems sind.

 Name:
 Messier 31
 andere Bezeichnungen:
 M 31, NGC 224
 Objekttyp:
 Spiralgalaxie SA(s)b
 Sternbild:
 Andromeda
 Position (J2000.0):
 α = 00h 42m 44,3s, δ = +41° 16′ 07,5″
 scheinbare Helligkeit:
 3,5 mag
 Winkeldurchmesser:
 200′ × 71′
 Entfernung:
 765 kpc = 2,5 Millionen Lj
Masse:
 1,5 • 1012 Sonnenmassen
Dieser Ausschnitt der Andromedagalaxie reicht vom hellen Zentrum rechts oben bis in die nordöstlichen Außenbezirke, in denen bläulich leuchtende Sternentstehungsgebiete von dunklen Staubstreifen durchsetzt sind.

Mit dem Weltraumteleskop Hubble entstand diese Panoramaansicht der Andromedagalaxie. Das Bildfeld des Hubble-Teleskops ist so klein, dass selbst dieses Mosaikbild aus 7398 Einzelaufnahmen von 411 Bildfeldern nur einen Ausschnitt unserer Nachbargalaxie wiedergibt. Das Panorama erstreckt sich vom hellen Zentrum rechts oben bis in die nordöstlichen Spiralarme links unten, in denen zahlreiche Cluster aus blau leuchtenden jungen, heißen Sternen zu sehen sind, durch die sich dunkle Staubwolken ziehen. (Bild: NASA, ESA, J. Dalcanton, B.F. Williams, and L.C. Johnson (University of Washington), the PHAT team, and R. Gendler)

NGC 891: Von der Kante gesehen

Wie eine dünne Spindel erscheint die Spiragalaxie NGC891, deren Scheibe wir direkt von der Kante sehen.

NGC 891 ist eine Spiralgalaxie ähnlich wie unser Milchstraßensystem, deren flache Scheibe mit der zentralen Aufwölbung wir direkt von der Kante sehen. In der Scheibenebene zeichnen sich dunkle Staubwolken ab. (Bild: DSS colored – Digitized Sky Survey – STScI/NASA, Colored & Healpixed by CDS, Aladin Sky Atlas)

Auf den Websites vieler Sternfreunde finden sich Fotos von NGC 891, die von der erstaunlichen Leistungsfähigkeit „amateur“-astronomischer Ausrüstung und Expertise zeugen. Als Beispiele seien hier aufgeführt die Fotos von Iván Éder, der Astrofotografie-Gruppe des Capella Observatory, von Patrick Winkler, Josef Käser und von Manfred Schwarz.

Quellen:

  • M. Mouhcine et al.: A Panoramic View of the Milky Way Analog NGC 891. In: The Astrophysical Journal Letters 74, S. L12-L15 (2010); DOI: 10.1088/2041-8205/714/1/L12
  • T.M. Hughes et al.: A resolved analysis of cold dust and gas in the nearby edge-on spiral NGC 891. In: Astronomy & Astrophysics 565, A4 (2014); DOI: 10.1051/0004-6361/201323245

NGC 891 ist eine Spiralgalaxie im Sternbilld Andromeda mit einem besonderen Erscheinungsbild: Wir blicken direkt auf ihre Scheibenebene, so dass wir sie als schmalen Streifen wahrnehmen. Die für solche Galaxien typische zentrale Aufwölbung, der Bulge, ist deutlich zu erkennen. Markant ist der dunkle Streifen aus Gas und Staub in der Scheibenebene, der sich über die gesamte Längsausdehnung der Galaxie erstreckt.

Solche Galaxien in Kantenstellung bieten eine gute Gelegenheit, den radialen und vertikalen Aufbau einer Spiralgalaxie und ihre verschiedenen Komponenten zu erforschen. Aus der Verteilung der Sterne und deren Bewegung lassen sich Informationen über die Entstehungsgeschichte der Galaxie gewinnen, denn im Laufe der Zeit verschmolzen viele Zwerggalaxien zu dem jetzt sichtbaren großen Sternsystem. Die interstellare Materie wiederum, die aus Gas- und Staubwolken besteht, liefert Hinweise auf Gravitationsinstabilitäten. Solche Untersuchungen werden wegen der niedrigen Temperatur der interstellaren Materie vorzugsweise im infraroten und Submillimeter-Wellenlängenbereich durchgeführt. Über die chemische Zusammensetzung geben die Emissions- und Absorptionsspektren des Staubes Auskunft, der sich im Visuellen als markante dunkle Zonen abzeichnet.

Mit ihrer Entfernung von 31 Millionen Lichtjahren ist NGC 891 uns nahe genug, um als idealtypisches Forschungsobjekt zu fungieren. Auch wenn sich der genaue Untertyp der Spiralgalaxie wegen der Kantenlage nicht exakt bestimmen lässt, betrachten viele Wissenschaftler NGC 891 aufgrund ihrer Morphologie und ihres Rotationsverhaltens als Milky Way analog, also als gutes Vergleichsobjekt zu unserem Milchstraßensystem.

 Name:
NGC 891
 andere Bezeichnungen:
 IRAS 02194+4207
 Objekttyp:
 Spiralgalaxie SA(s)b
 Sternbild:
 Andromeda
 Position (J2000.0):
 α = 02h 22m 33,0s, δ = +42° 20′ 57,2″
 scheinbare Helligkeit:
 9,9 mag
 Winkeldurchmesser:
 13,5′ × 2,5′
 Entfernung:
 9,6 Mpc = 31 Millionen Lj
Masse:
 1,4 • 1011 Sonnenmassen