Nebel

NGC 6210 – der Schildkrötennebel

Der innere Bereich des planetarischen Nebels NGC 6210 weist irreguläre Strukturen und Filamente auf.

Hochauflösende Aufnahmen mit dem Weltraumteleskop Hubble zeigen zahlreiche Details in der irregulären Struktur des planetarischen Nebels NGC 6210. Der weiße Punkt in der Mitte ist der Zentralstern HD 151121. (Bild: ESA/Hubble and NASA)

Die Form des hier rot dargestellten äußeren Bereichs des planetarischen Nebels NGC6210 erinnert an eine schwimmende Schildkröte.

Eine frühe Aufnahme mit dem Weltraumteleskop Hubble zeigt den (hier rot dargestellten) äußeren Bereich des planetarischen Nebels NGC 6210. Dessen Form erinnert an die Silhouette einer schwimmenden Schildkröte. (Bild: Robert Rubin and Christopher Ortiz (NASA/ESA Ames Research Center), Patrick Harrington and Nancy Jo Lame (University of Maryland), Reginald Dufour (Rice University), and NASA/ESA)

Der planetarische Nebel NGC6210 erscheint auf fotografischen Aufnahmen als türkisfarbener Fleck.

Auch mit amateurastronomischen Mitteln sind die vier Extremitäten der „Schildkröte“ nachzuweisen. Details im hellen Zentrum des planetarischen Nebels NGC 6210 sind allerdings nicht zu erkennen. Die Aufnahme entstand mit einem 130-mm-Spiegelteleskop und einer ASI183MC Pro-Kamera mit einer Gesamtbelichtungszeit von 460 Sekunden. (Bild: Klaus Jäger)

Etwa 6500 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Herkules befindet sich der planetarische Nebel NGC 6210. Er ist rundlich, aber In hochauflösenden Aufnahmen zeigen sich asymmetrische Strukturen in seinem inneren Bereich, aus dem „Füßchen“ nach außen ragen. Dies verleiht dem Nebel nach Meinung mancher Astronomen das Aussehen einer schwimmenden Wasserschildkröte, weshalb sie NGC 6210 auch den „Schildkrötennebel“ nennen. Diese Bezeichnung geht auf eine Aufnahme von NGC 6210 mit dem Weltraumteleskop Hubble zurück, die 1998 veröffentlicht wurde.

Mit einer Deklination von etwa +24° befindet sich der planetarische Nebel NGC 6210 noch nahe genug am Himmelsäquator, um von allen bewohnten Teilen der Welt sichtbar zu sein.

Bereits auf Weitfeldaufnahmen des Sternbilds Herkules fällt der visuell 9,3 mag helle Nebel als türkisfarbenes sternartiges Objekt auf. Diese Färbung ist auf die türkisfarbenen Emissionslinien des zweifach ionisierten Sauerstoffs (O-III) zurückzuführen. Angeregt wird das Leuchten des Sauerstoffs von der energiereichen Strahlung, die der Zentralstern des Nebels, ein heißer Weißer Zwerg mit der Katalogbezeichnung HD 151121, aussendet. Dieser Weiße Zwerg mit einer scheinbaren Helligkeit von 12,7 mag hat eine Oberflächentemperatur von rund 65 000 Kelvin. Er ist der Rest eines einstigen Riesensterns von ungefähr einer Sonnenmasse, der am Ende seines Daseins seine äußeren Gashüllen ins All ausgestoßen hat, die nun als planetarischer Nebel sichtbar sind.

Visuell im Teleskop sichtbar ist der helle innere Bereich des Nebels als kugeliges Objekt mit einer Winkelausdehnung von 13″ × 16″. Mit Ausnahme des Zentralsterns sind praktisch keine Details darin auszumachen. Nur unter sehr gutem Seeing und mit modernen Bildbearbeitungsverfahren sind auf fotografischen Aufnahmen Strukturen im Kern des Nebels zu erkennen, wie eine Aufnahme von Stefan Heutz belegt.

 

Komplexe Struktur Folge eines engen Dreifachsternsytems?

Die beiden hier präsentierten Aufnahmen, gewonnen mit dem Weltraumteleskop Hubble, zeigen den Nebel in einem Detailreichtum, wie ihn kein visueller Beobachter je wahrnehmen kann. Die unterschiedliche Farbgebung ist auf die nachträgliche Bildbearbeitung der mit verschiedenen Filtern aufgenommenen Wellenlängenbereiche zurückzuführen. Das obere Foto zeigt den inneren Bereich des Nebels in hoher Auflösung. In der unteren Aufnahme ist der äußere Bereich, der nur etwa ein Prozent der Gesamthelligkeit des Nebels ausmacht, rot eingefärbt.  Es sind mehrere Gasstrahlen zu erkennen, die offenbar durch „Löcher“ in den inneren Gasschalen nach außen dringen. Diese Struktur erinnert manche Astronomen an die Extremitäten einer schwimmenden Wasserschildkröte.

Bekannt ist, dass das Erscheinungsbild eines planetarischen Nebels davon abhängt, ob der verursachende Riesenstern ein Einzelobjekt ist oder Mitglied eines Doppelsternsystems. Im Falle von NGC 6210 vermuten Astronomen sogar, dass die Wechselwirkungen innerhalb eines engen Dreifachsternsystems die komplexe Struktur erzeugt haben.

In einer Übersichtsaufnahme des Sternbilds Herkules ist die Position des Nebels NGC6210 markiert und vergrößert dargestellt.

Umgebung von NGC 6210 im südlichen Bereich des Sternbilds Herkules. Der planetarische Nebel NGC 6210 liegt genau 4° nordöstlich des Sterns β Her. Gemeinsam mit zwei Sternen der scheinbaren Helligkeit 7,3 und 9,4 mag bildet NGC 6210 ein etwa rechtwinkliges Dreieck. Hellster Stern im vergrößert dargestellten Bildausschnitt ist der 7,0 mag helle HD 151070, der 17,5′ von NGC 6210 entfernt ist. (Bild: Uwe Reichert, unter Verwendung eines Detailbilds aus dem Aladin Sky Atlas)

 Name:
 NGC 6210
 andere Bezeichnungen:
 Schildkrötennebel
 Objekttyp:
planetarischer Nebel
 Sternbild:
 Herkules
 Position (J2000.0):
 α = 16h 44m 29,5s, δ = +23° 47′ 59″
 scheinbare Helligkeit:
 9,3 mag
 Winkeldurchmesser:
 13″ × 16″ (visuell)
 Entfernung:
 2000 pc = 6700 Lj
 Zentralstern:
HD 151121 (12,7 mag)