Sternhaufen

Der Kugelsternhaufen Omega Centauri

Omega Centauri oder NGC 5139 im Sternbild Kentaur ist der hellste Kugelsternhaufen des Himmels

Der Kugelsternhaufen Omega Centauri (NGC 5139) ist das hellste Objekt dieser Art am Himmel und bereits mit bloßen Augen zu sehen. Die Aufnahme entstand mit einem Refraktor mit 1600 mm Brennweite, f/8, und einer digitalen Spiegelreflexkamera bei ISO 6400 und einer Belichtungszeit von 60 Sekunden. Norden ist in dieser Aufnahme bei etwa 1 Uhr. (Bild: Uwe Reichert​)

Eine mit Koordinaten versehene grafische Karte eines Himmelsausschnitts zeigt weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Kentaur in der Bildmitte einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben.

Der Kugelsternhaufen Omega Centauri (ω Cen) liegt zentral im Sternbild Kentaur – dort, wo sich laut Ptolemäus „der Rücken des Mannes mit dem Rücken des Pferdekörpers vereinigt“. (Bild: Uwe Reichert​)

Die Umgebung des Kugelsternhaufens Omega Centauri mit beschrifteten Objekten

Der Kugelsternhaufen Omega Centauri (ω Cen) lässt sich aufgrund seiner Helligkeit und seiner Größe leicht auffinden. In seiner Umgebung befinden sich weitere Deep-Sky-Objekte, die hier mit ihrer NGC-Nummer markiert sind. Wegen der südlichen Lage des Sternbilds haben die Sterne keine Ziffern als Flamsteed-Bezeichnungen. Die hellsten Sterne wurden jedoch mit griechischen Buchstaben benannt, wie es in der Bayer-Notation üblich ist; andere tragen lateinische Buchstaben als Bezeichnung. Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist das Kürzel Cen für die Sterne im Centaurus weggelassen. Das Kürzel Lup bezeichnet Sterne im Sternbild Wolf (Lupus). (Bild: Uwe Reichert)

Quellen:

  • M. Hilker und T. Richtler: ω Centauri – a former nucleus of a dissolved dwarf galaxy? New evidence from Strömgren photometry. In: Astronomy & Astrophysics 362, S. 895-909 (2000); ADS-Abstract
  • Richard D’Souza und Hans-Walter Rix: Mass estimates from stellar proper motions: the mass of ω Centauri: In: Monthly Notices of the Royal Astronomical Society 429, S. 1887-1901 (2013); DOI: 10.1093/mnras/sts426
  • Rodrigo A. Ibata et al.: Identification of the long stellar stream of the prototypical massive globular cluster ω Centauri. In: Nature Astronomy 3, S. 667-672 (2019); DOI: 10.1038/s41550-019-0751-x
  • John Soltis et al.: The Parallax of ω Centauri Measured from Gaia EDR3 and a Direct, Geometric Calibration of the Tip of the Red Giant Branch and the Hubble Constant. In: The Astrophysical Journal Letters 908, L5 (2021); DOI: 10.3847/2041-8213/abdbad

Omega Centauri im Kentaur, auch unter seiner Katalognummer NGC 5139 bekannt, ist mit einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 5,3 mag der hellste Kugelsternhaufen des Himmels. Bereits mit bloßen Augen ist er als Nebelfleckchen erkennbar. Ohne die nicht-stellare Natur des Objekts zu ahnen, listete Ptolemäus es als Stern in seinem Katalog, dem Almagest. Johann Bayer, der in seiner 1603 erschienenen „Uranometria“ die hellsten Sterne mit griechischen Buchstaben bezeichnete, ordnete ihm den Buchstaben Omega zu. Erst der britische Astronom Edmund Halley (1656 – 1741), der von der Atlantikinsel St. Helena beobachtete, entdeckte dieses Objekt im Jahr 1677 neu für die europäische Wissenschaft und listete es als einen von neu gefundenen „hellen Flecken“ (wörtlich: „luminous spots or patches“).

Es dauerte allerdings noch bis zum Jahr 1826, bis der schottische Astronom James Dunlop (1793 – 1848) Omega Centauri als Kugelsternhaufen erkannte, wobei er allerdings noch die damals übliche allgemeine Bezeichnung „Nebel“ verwendete. In seinem „Catalogue of nebulae and clusters of stars in the southern hemisphere“ beschrieb Dunlop das Objekt als Nummer 440 wie folgt: „ω Centauri ist ein schöner, großer, heller, runder Nebel mit einem Durchmesser von etwa 10′ oder 12′, der bis zum Zentrum leicht auflösbar ist; er ist eine schöne Kugel aus Sternen, die sehr allmählich und mäßig zum Zentrum hin verdichtet sind; die vorangehenden und nachfolgenden Sterne sind eher verstreut, und die größte Verdichtung befindet sich eher nördlich des Zentrums; die Sterne sind von ziemlich einheitlicher Helligkeit und von weißer Farbe. Dies ist der größte helle Nebel auf der südlichen Hemisphäre.“

Erscheinungsbild und Eigenschaften

Omega Centauri ist nicht nur der hellste Kugelsternhaufen an unserem Himmel, sondern auch der größte und massereichste in unserer Galaxis. Er enthält schätzungsweise 10 Millionen Sterne. Gemäß der Angaben in einer an der University of Queensland geführten Datenbank von Kugelsternhaufen konzentriert sich die Hälfte der Gesamtmasse auf einen Winkeldurchmesser von 13 Bogenminuten. was bei einer Entfernung von 17 300 Lichtjahren einem Raumbereich von 65 Lichtjahren Durchmesser entspricht. In diesem Volumen befindet sich die Masse von 1,8 Millionen Sonnen.

Mit einem Fernglas erscheint der Kugelsternhaufen als diffuser, runder Fleck. Einzelsterne lassen sich erst mit einem Teleskop erkennen. Der wahrnehmbare Durchmesser des Kugelsternhaufens hängt von der Öffnung des Teleskops ab. In kleineren Teleskopen wird man visuell nur den hellen Kernbereich von etwa 13 Bogenminuten Durchmesser erkennen können. Erst auf Fotografien, die mit Teleskopen langer Brennweite gewonnen wurden, sind auch einzelne Sterne im lockeren Außenbereich des Kugelsternhaufens sichtbar. Insgesamt nimmt Omega Centauri etwa die gleiche Fläche am Himmel ein wie unser Mond.

Nicht nur wegen seiner Größe und Masse nimmt Omega Centauri eine Sonderrolle unter den etwa 100 bekannten Kugelsternhaufen unseres Milchstraßensystems ein. Die Entdeckung von verschiedenen Sternpopulationen lässt auf eine komplexe Entstehungsgeschichte dieses Objekts schließen. Während in gewöhnlichen Kugelsternhaufen die Sterne ungefähr gleiches Alter haben und wenig schwere Elemente enthalten, also eine homogene Population bilden, gibt es in Omega Centauri deutliche Unterschiede im Alter und der chemischen Zusammensetzung. Über einen Zeitraum von sechs bis acht Milliarden Jahren müssen fast kontinuierlich Sterne entstanden sein, wobei es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Alter und chemischer Zusammensetzung gibt: Je jünger die Sterne, desto mehr schwere Elemente enthalten sie.

Ein solcher Zusammenhang ist eigentlich in Galaxien zu erwarten, in denen neue Sterngenerationen aus dem Gas entstehen, das von früheren Generationen bereits mit schweren Elementen wie Eisen angereichert wurde. Dadurch kam die Vermutung auf, dass Omega Centauri gar kein „echter“ Kugelsternhaufen ist, sondern der Rest einer Zwerggalaxie, die vor langer Zeit mit dem Milchstraßensystem verschmolzen ist und einen großen Teil ihres Sterneninventars an dieses abgegeben hat.

Dazu passt die Entdeckung eines langen Gezeitenschweifs, der sich bis in einen Winkelabstand von 28° vom Sternhaufen erstreckt. Möglich geworden war diese Entdeckung durch den Datensatz des Astrometrie-Satelliten Gaia, der präzise Entfernungen und Bewegungen von mehr als einer Milliarde Sternen in unserer Galaxis geliefert hat. Der Auflösungsprozess von Omega Centauri ist wohl schon seit mindestens fünf Milliarden Jahren in Gang.

 Name:
 Omega Centauri
 andere Bezeichnungen:
 NGC 5139
 Objekttyp:
 Kugelsternhaufen
 Sternbild:
 Kentaur
 Position (J2000.0):
 α = 13h 26m 47,3s, δ = −47° 28′ 46,1″
 scheinbare Helligkeit:
 5,33 mag
 Winkeldurchmesser:
 36′
 Entfernung:
 5300 pc = 17 300 Lj
 Masse:
 3,6 Millionen Sonnenmassen
 Alter:
 11,5 Milliarden Jahre

 

Der Kugelsternhaufen NGC 5286

NGC 5286 ist ein Kugelsternhaufen, der nur vier Bogenminuten nordwestlich des 4,6 mag hellen Sterns M Centauri (M Cen)  liegt. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 8,3 mag und einer Winkelausdehnung von vier Bogenminuten kommt er zwar nicht an die Qualitäten von Omega Centauri heran, der 5° weiter nordwestlich im gleichen Sternbild liegt; dennoch lohnt sich eine Beobachtung.

Zudem gibt es Parallelen zu Omega Centauri. Beide Kugelsternhaufen enthalten mehrere Sternpopulationen, die sich hinsichtlich ihres Alters und ihrer chemischen Zusammensetzung unterscheiden. Das weist darauf hin, dass auch NGC 5286 der Rest einer ehemaligen Zwerggalaxie ist, die im Lauf der Zeit durch dynamische Prozesse einige ihrer Sterne an unser Milchstraßensystem abgegeben hat.

Mit einer Entfernung von rund 36 000 Lichtjahren befindet sich NGC 5286 nicht in der Scheibe unseres Milchstraßensystems, sondern im galaktischen Halo.

Fotos von NGC 5286 und seiner Umgebung finden sich auf den Seiten von mehreren Amateurastronomen, z.B. Scotty Bishop, Rolf Olsen und Ezequiel Bellocchio. Im interaktiven Aladin Sky Atlas lässt sich die Umgebung von NGC 5286 erkunden.

Quelle:

  • Dongwook Lim et al.: The CN-CH Positive Correlation in the Globular Cluster NGC 5286. In: The Astrophysical Journal 844, 14 (2017); DOI: 10.3847/1538-4357/aa79aa
Der Kugelsternhaufen NGC 5286 scheint am irdischen Himmel mit dem Stern M Centauri ein enges Doppelsystem zu bilden.
Der Kugelsternhaufen NGC 5286 liegt am irdischen Himmel nur vier Bogenminuten vom Stern M Centauri entfernt, der mit bloßen Augen sichtbar ist. Die Infrarotaufnahme stammt aus der Himmelsdurchmusterung Two Micron All Sky Survey, kurz 2MASS. (Bild: 2MASS color J (1.23um), H (1.66um), K (2.16um) – University of Massachusetts & IPAC/Caltech)
 Name:
 NGC 5286
 andere Bezeichnungen:
 Caldwell 84
 Objekttyp:
 Kugelsternhaufen
 Sternbild:
 Kentaur
 Position (J2000.0):
 α = 13h 46m 26,8s, δ = −51° 22′ 27″
 scheinbare Helligkeit:
 8,3 mag
 Winkeldurchmesser:
 4′
 Entfernung:
 11 100 pc = 36 000 Lj
 Alter:
 12,5 Milliarden Jahre

 

Die Umgebung des Kugelsternhaufens Omega Centauri mit beschrifteten Objekten
Nur 5° von Omega Centauri (ω Cen) entfernt befindet sich der kleinere Kugelsternhaufen NGC 5286. (Bild: Uwe Reichert)

Der offene Sternhaufen NGC 5460

Etwa 2° südöstlich des Sterns Zeta Centauri (ζ Cen) befindet sich eine lockere Ansammlung von Sternen, die zu dem offenen Sternhaufen NGC 5460 gehört. Mit einer Winkelausdehnung von 30 Bogenminuten erscheint er uns am Himmel so groß wie die Scheibe des Vollmonds.

Der Schotte James Dunlop listete den Sternhaufen als Nummer 431 in seinem „Catalogue of nebulae and clusters of stars in the southern hemisphere“ und beschrieb ihn als „eine kurios gekrümmte Linie kleiner Sterne von fast gleicher Helligkeit; zwei Sterne der 7. Größenklasse folgen.“

Die Frage bei lockeren offenen Sternhaufen ist stets, welche Sterne in einem bestimmten Umkreis als Mitglieder des Haufens anzusehen sind und welche Vorder- oder Hintergrundsterne sind. Eine grobe Auswertung der Daten des Gaia-EDR3-Katalogs ergibt, dass sich 1137 Sterne mit G-Helligkeiten heller als 13 mag in einem Umkreis von 30 Bogenminuten um das Zentrum von NGC 5460 befinden. Von ihnen lassen sich 54 anhand ihrer Parallaxen und Eigenbewegungen als potenzielle Mitglieder dieses offenen Sternhaufens identifizieren. Als mittlere Parallaxe ergibt sich ein Wert von 1,38 Millibogensekunden, was einer mittleren Entfernung des Sternhaufens von 725 parsec oder 2360 Lichtjahren entspricht.

Fotos von NGC 5460 und seiner Umgebung finden sich auf den Seiten von mehreren Amateurastronomen, z.B. Ezequiel Bellocchio, Steve Crouch und Donald S. Lynn.

Der offene Sternhaufen NGC 5460 im Centaurus zeigt im Fenrrohr eine hakenförmige Struktur
Der offene Sternhaufen NGC 5460 im Sternbild Kentaur zeigt eine eigenwillige Strukur. Eine interaktive Version dieses Bildes bietet der Aladin Sky Atlas des CDS, Strasbourg Observatory, Frankreich. (Bild: Digitized Sky Survey – STScI/NASA, Colored & Healpixed by CDS​)
 Name:
 NGC 5460
 andere Bezeichnungen:
 Objekttyp:
 offener Sternhaufen
 Sternbild:
 Kentaur
 Position (J2000.0):
 α = 14h 07m 23s, δ = −48° 17′ 06″
 scheinbare Helligkeit:
 5,6 mag
 Winkeldurchmesser:
 31′
 Entfernung:
 750 pc = 2400 Lj
 Alter:
 ca. 160 Millionen Jahre

 

Die Umgebung des Kugelsternhaufens Omega Centauri mit beschrifteten Objekten
Der offene Sternhaufen NGC 5460 befindet sich rund 2° südöstlich des Sterns Zeta Centauri (ζ Cen). (Bild: Uwe Reichert)