Der Adlernebel M 16 (IC 4703)
Im östlichen Teil der Schlange, der von Ausläufern des Milchstraßenbandes durchzogen wird, liegt der Adlernebel, in den ein junger Sternhaufen eingebettet ist. Dieses Objektpaar befindet sich rund 5700 Lichtjahre von der Erde entfernt in den Randbezirken des Sagittarius-Carina-Spiralarms unseres Milchstraßensystems.
Visuell ist in der Regel nur der Sternhaufen zu erkennen, der von Charles Messier die Katalognummer 16 erhalten hat. Doch heute wird die Bezeichnung M 16 sowohl auf den Sternhaufen als auch auf den Adlernebel bezogen, der in langbelichteten Fotografien seine volle Schönhheit entfaltet. An dieser Stelle wird der Emissionsnebel besprochen, während der offene Sternhaufen unter dem Abschnitt Sternhaufen vorgestellt wird.
Geburtsstätte neuer Sterne
Der Adlernebel ist eine mindestens 75 Lichtjahre große Ansammlung aus interstellarer Materie, die hauptsächlich aus Wasserstoffgas besteht. Wir sehen ihn nur, weil die energiereiche Strahlung junger, heißer Sterne der Spektralklassen O und B den Wasserstoff ionisiert, wodurch dieser zum Leuchten angeregt wird. Die wichtigste Emissionslinie des Wasserstoffs ist die H-Alpha-Linie, die mit einer Wellenlänge von 656 Nanometern im roten Bereich des sichtbaren Spektrums liegt. Deshalb erscheint der Emissionsnebel auf fotografischen Aufnahmen rötlich, und mit speziellen H-Alpha-Filtern lassen sich auch Details in den lichtschwächeren Bereichen des Nebels herausarbeiten.
Die relativ dünn verteilten Wasserstoffgase des Nebels sind von dichteren Schwaden aus Gas und Staub durchzogen, die besonders um den Sternhaufen herum sichtbar sind. Eine Struktur aus solchen Materieschwaden südlich des Sternhaufens erinnert an die ausgebreiteten Schwingen eines Adlers, wodurch der Nebel zu seinem heutigen Namen kam. Diese Adlerschwingen und weitere Gas- und Staubwolken in unmittelbarer Nähe sind durch eine berühmte Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble als „Säulen der Schöpfung“ bekannt geworden.
Der Adlernebel im Sternbild Schlange ist ein rötlicher Emissionsnebel, dessen Wasserstoffwolken von mehreren jungen, heißen O- und B-Sternen hoher Leuchtkraft zum Leuchten angeregt werden. Das relativ dünn verteilte Wasserstoffgas ist von dichteren Gas- und Staubwolken durchzogen, in dem noch heute Sterne entstehen. Eine Wolkenstruktur, die an die Schwingen eines fliegenden Adlers erinnert, gab dem Nebel seinen Namen. Das Kompositbild ist eine Weitfeldaufnahme mit dem 2,2-Meter-Teleskop der ESO auf dem La Silla, Chile. (Bild: ESO)
Name: |
Messier 16 |
andere Bezeichnungen: |
M 16, IC 4703, Sh2-49, Gum 83, RCW 165 |
Objekttyp: |
H-II-Region |
Sternbild: |
Schlange |
Position (J2000.0): |
α = 18h 19m 00s, δ = −13° 52′ 00″ |
Winkeldurchmesser: |
90′ |
Entfernung: |
1750 pc = 5700 Lj |
Wie nah die hochwertigen Fotos von Amateurastronomen an die Qualität der an Großobservatorien angefertigten Aufnahmen herankommen, belegt dieses Bild, das mit einem 12-Zoll-Spiegelteleskop aufgenommen wurde. Das Kompositbild ist eine Überlagerung zahlreicher Einzelaufnahmen; die Gesamtbelichtungszeigt beträgt 145 Minuten. (Bild: Reiner Guse)
Willst du wissen, wo der Adlernebel mit den Säulen der Schöpfung am Himmel steht? Dann zoome dich mit diesem Video direkt in dieses Sternentstehungsgebiet hinein! (Video: NASA, ESA, G. Bacon (STScI); Acknowledgment: NASA, ESA, Hubble Heritage Team (STScI/AURA), Digitized Sky Survey ((DSS), STScI/AURA, Palomar/Caltech, UKSTU/AAO), T.A. Rector (NRAO/AUI/NSF, NOAO/AURA/NSF), B.A. Wolpa (NOAO/AURA/NSF), A. Fujii)
Der Adlernebel und die Säulen der Schöpfung − ein Vergleich im sichtbaren und infraroten Licht
Wie unterschiedlich der Adlernebel M 16 in verschiedenen Wellenlängenbereichen aussieht, zeigt dieser Vergleich. Ein Aufnahme ist mit dem 2,2-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte ESO im sichtbaren Licht aufgenommen. Das Weltraumteleskop Spitzer fotografierte die gleiche Region im infraroten Licht. Klicke auf die Pfeile im Bild, um zwischen den Ansichten im Visuellen und im Infraroten zu wechseln. Ein Klick auf das Bild selbst, vergrößert die Ansichten (Bilder: ESO und NASA/JPL-Caltech/ Institut d’Astrophysique Spatial)
Das Weltraumteleskop Hubble machte im Jahr 1997 die „Säulen der Schöpfung“ populär – eine Struktur aus relativ dichten Staub- und Gasmassen, in deren Inneren gerade Sterne entstehen. Das Hubble-Teleskop fotografierte diese Struktur sowohl im sichtbaren Licht als auch im Infraroten. Da infrarotes Licht Staubwolken besser durchdringen kann als das sichtbare Licht, zeichnen sich auf Infrarotfotos auch Sterne hinter den interstellaren Wolken ab. Klicke auf die Pfeile im Bild, um zwischen den Ansichten im Visuellen und im Infraroten zu wechseln. (Bilder: NASA, ESA and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA))
Diese gespenstische Staubsäule, die an den Kopf eines Drachen mit langem Hals erinnert, befindet sich östlich des Sternhaufens in M 16. Die riesige Struktur erstreckt sich über 9,5 Lichtjahre − das ist die doppelte Entfernung zwischen unserer Sonne und unserem nächsten Nachbarstern. (Bild: NASA, ESA and the Hubble Heritage Team (STScI/AURA))