Sternhaufen

Der offene Sternhaufen M 29

Der offene Sternhaufen Messier 29 (kurz: M 29) liegt 1,8° südöstlich des Sterns Gamma Cygni (γ Cyg) inmitten des Sternbilds Schwan. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 6,6 mag ist er leicht mit einem Fernglas aufzufinden. Allerdings erscheint er wegen der geringen Ausdehnung von etwa 7′ und der geringen Anzahl von Mitgliedern nur als kleiner Nebelfleck. Bei visueller Beobachtung mit einem Teleskop hat man den Eindruck, eine verkleinerte Ausgabe der Plejaden anzusehen: Sieben Sterne mit Helligkeiten zwischen 8,6 und 10,2 mag scheinen die berühmte Konfiguration des Siebengestirns im Sternbild Stier nachzuzeichnen.

Der Eindruck täuscht jedoch: Nicht alle der sieben Sterne, die in ihrer Verteilung den Plejaden ähneln, sind Mitglieder des Sternhaufens. Zwei der hellsten Sterne dieser Konfiguration gehören nicht zu M 29: Die Sterne HD 194378 (8,65 mag) und HD 229238 (8,94 mag) stehen mit einer Entfernung von 840 beziehungsweise 4500 Lichtjahren näher an der Erde, sind also Vordergrundsterne. Der Sternhaufen selbst ist rund 5900 Lichtjahre von uns entfernt.

In welcher Distanz der Sternhaufen zu uns liegt und wie viele Mitglieder er enthält, war in der Vergangenheit nicht einfach zu bestimmen. Grund ist seine Lage in einem sehr sternreichen Gebiet der Milchstraße, das zudem von zahlreichen Gas- und Staubwolken durchzogen ist. Deshalb sind in der Literatur die unterschiedlichsten Angaben zu finden. Lange Zeit stützten sich die Analysen nur auf fotometrische und spektrale Informationen, die aber durch Messungenauigkeiten und durch die Extinktion des Sternlichts beim Durchlaufen der interstellaren Materie beeinträchtigt waren. Erst detailliertere Untersuchungen und vor allem die aktuellen Messungen des Astrometrie-Weltraumteleskops Gaia erlaubten genauere Aussagen. Eine qualitative Analyse anhand der Parallaxen- und Eigenbewegungsdaten des Gaia-EDR3-Katalogs im Gaia-Archiv durch den Autor dieser Zeilen ergab, dass sich in einem Feld von 10′ Radius um das Haufenzentrum nur etwa die Hälfte der Sterne mit Helligkeiten heller als 15 mag als Mitglieder des Sternhaufens M 29 zuordnen lassen.

Fotos des offenen Sternhaufens M 29 finden sich auf den Webseiten von vielen Amateurastronomen, zum Beispiel bei Gerd Waloszek, Carlos Alsina Carrera, James Schrader und Steve Crouch.

Ein interaktives Foto von M 29 bietet der Aladin Sky Atlas des CDS, Strasbourg Observatory, Frankreich.

 Name:
 Messier 29
 andere Bezeichnungen:
 M 29, NGC 6913
 Objekttyp:
 offener Sternhaufen
 Sternbild:
 Schwan
 Position (J2000.0):
 α = 20h 23m 56s, δ = +38° 31′ 24″
 scheinbare Helligkeit:
 6,6 mag
 Winkeldurchmesser:
 7′
 Entfernung:
 1800 pc = 5900 Lj
 Alter:
 5 Millionen Jahre

 

Rund ein Dutzend Sterne bilden den offenen Sternhaufen Messier 29; ihre Verteilung erinnert an die hellen Sterne der Plejaden
Die sieben hellsten Sterne im Bereich des offenen Sternhaufens M 29 erinnern wegen ihrer Verteilung an eine verkleinerte Ausgabe der Plejaden. Doch zwei dieser Sterne sind nicht Mitglieder dieses Sternhaufens, sondern stehen näher an der Erde. Das Bild entstand mit einem 32-Zoll-Spiegelteleskop des Mount Lemmon SkyCenter der University of Arizona. (Bild: Adam Block/Mount Lemmon SkyCenter/University of Arizona)
Der offene Sternhaufen M29 liegt knapp 2° südöstlich des Sterns Gamma Cygni
Der offene Sternhaufen M 29 liegt knapp 2° südöstlich des Sterns Gamma Cygni inmitten des Sternbilds Schwan. Er ist bereits mit einem Fernglas sichtbar, erscheint darin aber nur als kleiner Nebelfleck. (Bild: Uwe Reichert)

Der offene Sternhaufen M 39

Messier 39 (kurz: M 39) ist ein ideales Beobachtungsobjekt für einen Feldstecher oder ein Opernglas: Mit einer Ausdehnung von 32′ erscheint er so groß wie der Vollmond am Himmel. Auf dieser Fläche tummeln sich etwa 30 Sterne, die meisten mit Helligkeiten zwischen 6,5 und 9 mag. Sie leuchten in einem bläulich-weißen Licht, weil sie den Spektralklassen B9 bis A2 angehören. Solche Sterne gehören der Hauptreihe an, beziehen ihre Energie also wie die Sonne aus der Fusion von Wasserstoff. Doch sie haben eine größere Masse als unsere Sonne, leuchten viel heller und verbrauchen deshalb ihren Brennstoffvorrat deutlich schneller.

Wir finden M 39 im nordöstlichen Bereich des Sternbilds Schwan. Am besten geht man von Deneb (α Cyg) aus zunächst 9° nach Osten zu Rho Cygni (ρ Cyg), einem Stern 4. Magnitude, und schwenkt dann das Fernglas 3° nach Norden zu M 39. Auch π2 Cygni eignet sich als Aufsuchhilfe: Auf etwa einem Viertel der Wegstrecke von diesem Stern zu Deneb liegt M 39.

Eine höhere Vergrößerung mit einem Teleskop hilft bei diesem Objekt übrigens nicht. Zum einen erfasst das Gesichtsfeld dann nur einen kleinen Ausschnitt des Sternhaufens. Zum anderen verlieren sich die lichtschwächeren Mitglieder dieses Sternhaufens in dem Sternenreichtum der Milchstraße, was den Eindruck einer Sternansammlung zunichte macht.

Zufälligerweise ist die Sicht auf M 39 nur wenig durch dazwischen liegende interstellare Materie getrübt, die ansonsten im Sternbild Schwan überall reichlich anzutreffen ist. Deshalb können wir ungehindert den rund 1000 Lichtjahre von uns entfernten Sternhaufen beobachten. Auf Fotografien, die neben M 39 auch das weitere Umfeld mit abbilden, ergibt sich ein ästhetischer Kontrast zwischen dem hellen Sternhaufen, dem Sternenreichtum der Milchstraße und den zahlreich darin eingebetteten Dunkelwolken aus Staub und Gas, die wie Löcher im Firmament anmuten.

Fotos des offenen Sternhaufens M 39, die diese Ästhetik vermitteln, finden sich auf den Webseiten von vielen Astrofotografen, zum Beispiel bei Stefan Kranz, Thomas Henne und Bärbel und Bernd Dörfeldt.

 

 Name:
 Messier 39
 andere Bezeichnungen:
 M 39, NGC 7092
 Objekttyp:
 offener Sternhaufen
 Sternbild:
 Schwan
 Position (J2000.0):
 α = 21h 31m 48s, δ = +48° 26′ 00″
 scheinbare Helligkeit:
 4,6 mag
 Winkeldurchmesser:
 32′
 Entfernung:
 300 pc = 980 Lj
 Alter:
 250 Millionen Jahre

 

Der offene Sternhaufen M39 liegt im nordöstlichen Bereich des Sternbilds Schwan (Cygnus) im Band der Milchstraße
Der offene Sternhaufen M 39 liegt nordöstlich des Sterns Deneb (α Cygni) in Richtung der Sternbilder Lacerta (Eidechse) und Cepheus. (Bild: Uwe Reichert)
Bläulich-weiß leuchten die hellsten Sterne des offenen Sternhaufens M39
Der offene Sternhaufen M 39 im Schwan hat am Himmel die gleiche Ausdehnung wie der Vollmond. Seine hellsten Sterne lassen sich bereits mit einem Opernglas erkennen, was M 39 zu einem leichten Beobachtungsobjekt macht. Eine interaktive Version dieses Bildes bietet der Aladin Sky Atlas des CDS, Strasbourg Observatory, Frankreich. (Bild: Digitized Sky Survey – STScI/NASA, Colored & Healpixed by CDS​)