Sternbild Delfin (Delphinus)

Der Delfin (lateinisch Delphinus) ist ein kleines, aber markantes Sternbild am Nordhimmel. Wegen seiner Lage knapp nördlich des Himmelsäquators ist das Sternbild von allen bewohnten Gegenden der Erde aus sichtbar. Von Europa aus gesehen steht der Delfin in den Monaten Juni bis Oktober günstig am Abendhimmel. Für Beobachter auf der Südhalbkugel der Erde ist der Zeitraum etwas kürzer: von Juli bis Oktober.

Hellster Stern ist Beta Delphini mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,63 mag. Nur sechs weitere Sterne sind heller als die 5. Magnitude. Gemeinsam bilden sie einen schiefwinkligen Rhombus, der nach Süden hin eine schwanzartige Verlängerung hat. In diesem Muster lässt sich ohne Mühe die Gestalt eines aus dem Wasser springenden Delfins erkennen.

Nachbarsternbilder des Delfins sind – von Norden aus im Uhrzeigersinn betrachtet – das Füchslein (Vulpecula), der Pfeil (Sagitta), der Adler (Aquila), der Wassermann (Aquarius), das Füllen (Equuleus) und Pegasus. Als Aufsuchhilfe kann der helle Stern Altair im Adler fungieren: Altair wird von den Sternen Beta und Gamma Aquilae flankiert, so dass sie ein Sternentrio in einer Reihe bilden. Eine Senkrechte auf dieser Linie nach Nordosten verlängert, führt nach 13° direkt zur rautenförmigen Struktur des Delfins.

Die Sterne des Sternbilds Delfin sind nicht sehr hell, bilden aber ein kleines, auffälliges Muster, das leicht zu erkennen ist. (Bilder: Uwe Reichert)

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Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Delfin einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds an.
Der Delfin ist ein Sternbild des Nordhimmels. Seine Sterne sind nicht sehr hell, bilden aber ein kleines, auffälliges Muster.

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Besondere Himmelsobjekte

Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.

Ursprung des Sternbilds Delfin

Das Sternbild Delfin gehört zu den 48 klassischen Konstellationen, die aus der Antike überliefert sind. Der alexandrinische Gelehrte Ptolemäus (um 100 – um 160) verzeichnete es in seinem Sternkatalog, der heute als Almagest bekannt ist. Dargestellt ist es auch auf dem Atlas Farnese, einem Himmelsglobus, der etwa zeitgleich mit dem Almagest entstanden ist. Vermutlich geht dieser römische Globus auf eine frühere griechische Version zurück, die manche Autoren dem Astronomen Eudoxos (um 408 v. Chr. – um 355 v. Chr.) zuschreiben.

Möglicherweise ist das Sternbild tatsächlich eine Erfindung der Griechen. Zum einen liefert ihr Mythos Erklärungen, wie der Delfin an den Himmel kam; zum anderen war den Griechen als Seefahrern der Delfin als Meerestier wohl vertraut. Hingegen erschiene es höchst merkwürdig, wäre der Delfin als Sternbild von Bewohnern des vorderasiatischen Binnenlandes eingeführt worden.

Versetzen wir uns in Gedanken an Bord eines Schiffes, das an einem Frühlingsabend das Mittelmeer befährt. Genau im Osten geht zunächst das Sternbild Adler mit dem hellen Stern Altair auf. Ihm folgt unmittelbar der Delfin, dessen Sterne zwar nicht sonderlich hell sind, dessen Sterne aber eine markante rhombische Figur bilden. Diese Figur ähnelt einer nach links gekippten arabischen Ziffer 9 oder – mit etwas Fantasie – einem aus dem Wasser springenden Delfin. Solche Meeressäuger sind dafür bekannt, dass sie Schiffe begleiten und die Nähe zu Menschen nicht scheuen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn sich im griechischen Mythos mehrere Erzählungen gebildet haben, in denen Delfine eine besondere Rolle spielen.

Delfine als Brautwerber und Lebensretter

Einer Erzählung zufolge warb der Meeresgott Poseidon um die Gunst der Meeresnymphe Amphitrite. Dabei schien er nicht sonderlich geschickt vorgegangen zu sein, denn Amphitrite floh erschreckt in die Ferne des westlichen Mittelmeeres. Poseidon sandte Boten nach ihr aus, darunter einen Delfin, der sie schließlich nach langem Suchen aufspürte. Dem tierischen Brautwerber gelang es, Amphitrite umzustimmen. Auf dem Rücken des Delfins reitend gelangte die Nymphe in den Palast Poseidons, wo sie sich mit dem Meeresgott vermählte. Als Dank für seine Dienste versetzte Poseidon das Bild des Delfins an den Himmel.

Im 7. Jahrhundert vor Beginn unserer Zeitrechnung spielte eine zweite Erzählung. Sie wurde von mehreren antiken Autoren wie dem Geschichtsschreiber Herodot (um 480 – um 430 v. Chr.) und dem römischen Dichter Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) überliefert:

Demnach war der griechische Sänger Arion für seine wohlklingende Stimme und sein ergreifendes Spiel auf der Lyra bekannt. Eines Tages wollte Arion nach einer Gastspielreise per Schiff von Sizilien zurück in seine Heimat. Mit sich führte er die Einnahmen, die ihm wohl reichlich zugeflossen waren. Jener Schatz weckte die Gier der Seeleute. Deshalb fassten sie auf hoher See den Plan, Arion umzubringen, und sie zückten ihre Messer und Schwerter. In dieser scheinbar aussichtslosen Lage bat der Künstler darum, ein letztes Lied anstimmen zu dürfen. Sein Spiel auf der Leier und sein klagender Gesang lockte eine Gruppe von Delfinen an. Nun ließ sich Arion in einem günstigen Moment von der Brüstung des Schiffes ins Meer fallen. Einer der Delfine nahm den Sänger auf seinen Rücken und brachte ihn wohlbehalten nach Korinth. Für eine solch herausragende Tat hielten die Götter eine Belohnung bereit: Sie setzten dem Delfin als Sternbild ein himmlisches Denkmal.

Darstellung des Sternbilds Rabe im Sternatlas von Johann Bayer

Johann Bayer bildete in seiner 1603 erschienenen „Uranometria“ das Sternbild Delfin als grimmig dreinschauendes Seemonster ab. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg.)

Beliebtes Motiv in der Kunst: Der Sänger und Lyraspieler Arion wird von einem Delfin gerettet.

Die Arionsage ist seit Jahrhunderten ein beliebtes Motiv in der Kunst. Hier sitzt der Sänger Arion als zentrale Skulptur eines Springbrunnens im Schlossgarten Schwetzingen auf einem Delfin und spielt seine Lyra. (Bild: Uwe Reichert)