Sternbild Eridanus (Eridanus)

Eridanus ist ein Sternbild am Südhimmel, das sich vom Himmelsäquator bis in die Nähe der Magellanschen Wolken zieht

Das Sternbild Eridanus besteht aus einer langen Sternenkette, die sich vom Himmelsäquator – beginnend in der Nähe des hellen Sterns RIgel im Orion – bis zum Stern Achernar in der Nähe der Magellanschen Wolken windet. Um das Sternbild in seiner vollen Nord-Süd-Ausdehnung zu erfassen, wurden mehrere Weitwinkelaufnahmen zu einem Mosaikbild zusammengesetzt. (Bilder: Uwe Reichert)

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Der Eridanus, manchmal auch Fluss Eridanus genannt, ist ein ausgedehntes Sternbild am Südhimmel. Von Europa aus ist nur sein nördlicher Bereich sichtbar. Für Beobachter auf den Kanarischen Inseln steigt das Sternbild vollständig über den Horizont. Dort steht es in den Monaten November und Dezember günstig am Abendhimmel.

Hellster Stern des Eridanus ist Achernar (Alpha Eridani, α Eri) mit einer scheinbaren Helligkeit von 0,45 mag; er markiert zugleich den südlichsten Punkt des Sternbilds. Nur zwei weitere Sterne sind heller als 3 mag. Damit ist das Sternbild trotz seiner großen Ausdehnung recht unauffällig. Aufzufinden ist es aber leicht, weil es zwei der hellsten Sterne am Himmel miteinander verbindet: nämlich Achernar mit Rigel, dem hellsten Stern im Orion.

Ausgehend von Rigel (Beta Orionis, β Ori) schlängelt sich eine lange Kette von Sternen der 3. und 4. Helligkeitsklasse wie der mäandrierende Lauf eines Flusses am Firmament entlang – zunächst nach Westen in Richtung des Sternbilds Walfisch (Cetus), um dann in zwei großen Schleifen weit nach Süden vorzustoßen. Das Sternbild erstreckt sich vom Himmelsäquator bis zu einer Deklination von -58° am Südhimmel. Damit weist Eridanus von allen Sternbildern die größte Ausdehnung in Nord-Süd-Richtung auf, wenngleich es mit einer Fläche von 1138 Quadratgrad nur das sechstgrößte ist.

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Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Eridanus einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Eridanus an.

Besondere Objekte

Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.

Ursprung des Sternbilds Eridanus

Darstellung des Sternbilds Eridanus im Sternatlas von Johann Bayer

Der Himmelsfluss Eridanus in der Darstellung von Johann Bayer in der 1603 erschienenen „Uranometria“. Den Stern Achernar am südlichen Ende des Flusses bezeichnete Bayer noch mit der älteren Schreibform Acharnar. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg.)

Das Sternbild Eridanus im historischen Sternatlas von Johannes Hevelius

Auch im Himmelsatlas von Johannes Hevelius windet sich der Eridanus als Fluss über den südlichen Himmel. (Aus: Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978.)

Der Eridanus ist eines der 48 aus der Antike überlieferten Sternbilder. Claudius Ptolemäus, der diese Konstellationen im 2. nachchristlichen Jahrhundert in seinem als „Almagest“ bekannten Sternkatalog zusammenfasste, nannte dieses Sternbild einfach „potamós“ (ποταμός), den Fluss.

Ptolemäus listete 38 Sterne auf. Ihm zufolge begann der Fluss bei dem „Stern nach demjenigen am Ende des Fußes des Orion“ – nach heutiger Notation Lambda Eridani (λ Eri), der nur 1,5° südwestlich von Rigel, dem Fußstern des Orion, liegt. Dass die lange Sternenkette, die den Fluss repräsentiert, bei einem unscheinbaren Stern der Helligkeit 4,3 mag entspringen soll und nicht am 40-fach helleren Rigel, ist  womöglich dem Umstand geschuldet, dass Ptolemäus hier beide Sternbilder voneinander abgrenzen und eine Doppelzuordnung des Sterns Rigel vermeiden wollte. Im Eintrag für den Stern Rigel im Orion schrieb Ptolemäus jedenfalls noch „Der glänzende am Ende des linken Fußes mit dem Fluss gemeinsame“. Es ist also gut möglich, dass im Altertum der Himmelsfluss direkt am Fuß des Orion entsprang (bzw. der Jäger Orion mit seinem linken Fuß in der Quelle des Himmelsflusses stand).

Das Ende des Flusses sah Ptolemäus in einem Stern, dem er die 1. Helligkeitsklasse (Magnitude) zuschrieb, den er aber an der Position des Sterns Theta Eridani verortete. Dies ist ein Doppelstern (bestehend aus den Komponenten Theta-1 Eridani mit 3,3 mag und Theta-2 Eridani mit 4,2 mag), der für das bloße Auge mit einer Helligkeit von 2,9 mag zu leuchten scheint. Der Stern Achernar, der heute das südliche Ende des Flusses repräsentiert, war zu Ptolemäus‘ Zeiten nicht vom Mittelmeerraum aus zu sehen, wohl aber Theta Eridani. Ptolemäus hätte sich schon im Norden des Sudans, dem damaligen Nubien, befinden müssen, um Achernar mit eigenen Augen zu sehen. So endete für ihn der Fluss bei Theta Eridani.

Arabische Gelehrte, die den Almagest in ihre Sprache übertrugen, machten aus der ptolemäischen Bezeichnung „Ende des Flusses“ die korrekte Übersetzung āḫir an-nahr. Durch mittelalterliche Transkiptionen des arabischen Namens entstanden infolge von Übertragungs- und Schreibfehlern schließlich zwei Varianten: Achernar und Acamar. Diese beiden Bezeichnungen wählte die Internationale Astronomische Union im Jahr 2016 für die beiden unterschiedlichen Enden des Flusses: Acamar ist nun der Eigenname des Sterns Theta-1 Eridani, Achernar derjenige für Alpha Eridani (s. Naming Stars).

Der mythische Strom Eridanus

Griechische Mythenschreiber identifizierten den namenlosen Fluss am Himmel mit Eridanos, einem riesigen Strom im fernen Westen, am Ende der Welt. In diesen Fluss stürzte Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helios und der Okeanos-Tochter Klymene, bei dem Versuch, den Sonnenwagen zu lenken. Und das kam so:

Als Helios ihm einen Wunsch erfüllen wollte, bat Phaeton, einmal an seiner Stelle das von wilden Rossen mit geflügelten Hufen gezogene Gespann mit dem Tagesgestirn über das Himmelsgewölbe lenken zu dürfen. Doch der jugendliche Heißsporn vermochte das Gefährt nicht auf seiner Bahn zu halten und kam erst den Sternen und schließlich der Erde zu nahe, so dass weite Landstriche versengt wurden. Städte brannten, Flüsse trockneten aus, der Norden Afrikas wurde in eine dürre Wüste verwandelt. Zeus, der oberste der Götter, versuchte der Katastrophe Einhalt zu gebieten, indem er Phaeton einen Blitz entgegenschleuderte, woraufhin dieser entseelt und mit flammendem Haar wie eine Sternschnuppe vom Himmel herabstürzte und in den Eridanos fiel.

Als zu späterer Zeit die Argonauten, nachdem sie das Goldene Vlies erbeutet hatten, mit ihrem Schiff die innerste Bucht des Eridanos befuhren, dampfte der Körper Phaetons noch immer in der Tiefe und ließ stinkenden Rauch und tosende Glut emporsteigen. An den Ufern des Eridanos aber trauerten die zu Pappeln verwandelten Schwestern des Phaeton, und die Tränen, die sie weinten, wurden zu Bernstein. Der verbrannte Himmelsstreifen, den der Unglückliche auf seiner verhängnisvollen Fahrt zurückließ, ist – so weiß es die Überlieferung – noch heute als Milchstraße am Firmament zu sehen.