Sternbild Kleiner Löwe (Leo Minor)

Der Kleine Löwe (lateinisch Leo Minor) ist ein Sternbild des Nordhimmels

Der Kleine Löwe ist ein unauffälliges Sternbild nördlich des Löwen. Nur ein Stern leuchtet heller als die 4. Magnitude. (Bilder: Uwe Reichert)

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Der Kleine Löwe (lateinisch Leo Minor) ist ein unscheinbares Sternbild am Nordhimmel, das zwischen den Sternbildern Großer Bär (Ursa Major) und Löwe (Leo) liegt. Es ist von allen bewohnten Gegenden der Erde aus zu sehen.

Auf der Nordhalbkugel steht der Kleine Löwe von Februar bis Mai günstig am Abendhimmel; auf der Südhalbkugel  empfiehlt sich insbesondere der Februar für die Beobachtung, wenn das Sternbild gegen Mitternacht seine höchste Stellung über dem Horizont erreicht.

Hellster Stern ist 46 Leonis Minoris mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,83 mag. Alle anderen Sterne erreichen höchstens die 4. Helligkeitsklasse (Magnitude).

Einziger Stern, dessen Katalogbezeichnung gemäß der Bayer-Notation einen griechischen Buchstaben trägt, ist Beta Leonis Minoris (β LMi). Mit 4,21 mag ist er der zweithellste Stern dieser Konstellation.

Gemeinsam mit dem dritthellsten Stern, 21 LMi (4,49 mag), bilden 46 und β LMi ein flaches, gleichschenkliges Dreieck, das als bestes Erkennungsmerkmal für dieses Sternbild fungiert. Dieses Dreieck liegt südlich der „Hintertatze“ des Großen Bären, die durch zwei Sterne der 3. Helligkeitsklasse, Lambda und My Ursae Majoris (λ und μ UMa), gebildet wird. Südlich dieses Dreiecks liegen Rücken und Kopf des Löwen.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Kleiner Löwe einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds an.

Besondere Objekte

Veränderliche Sterne

Der Mirastern R Leonis Minoris

R Leonis Minoris oder kurz R LMi ist ein langperiodischer Pulsationsveränderlicher des Mira-Typs im westlichen Teil des Sternbilds Kleiner Löwe (Leo Minor). Mit einer Periode von etwa 372 Tagen schwankt die visuelle Helligkeit von R LMi zwischen den Extremwerten 6,3 und 13,2 mag. Im Maximum ist der Stern also leicht mit einem Fernglas zu sehen, während er im Minimum nur mit einem mittelgroßen Teleskop von mindestens 15 cm Spiegeldurchmesser aufzuspüren ist.

Zum Auffinden dieses Sterns mit dem Fernglas oder Teleskop sucht man am Besten zunächst den 3 mag hellen Stern Alpha Lynxis (α Lyn) im benachbarten Sternbild Luchs (Lynx) und schwenkt dann genau 5° nach Osten.

Da die Periodenlänge von R LMi etwa eine Woche länger als ein Jahr ist, verschieben sich die Zeitpunkte der Maxima und Minima von Jahr zu Jahr entsprechend zu späteren Terminen. Das letzte Maximum, in dem der Stern nur etwa 8 mag erreichte, ereignete sich im Juni 2022. In den nächsten Jahren werden die Maxima in den ungünstigen Monaten Juli und August zu liegen kommen, wenn das Sternbild Kleiner Löwe in der Nacht gerade seine tiefste Stellung über dem Horizont einnimmt oder sogar unter ihm verschwindet.

Lichtkurve des Mira-Sterns R Leonis Minoris

Lichtkurve des Mira-Veränderlichen R Leonis Minoris von September 2019 bis September 2022. Die scheinbare Helligkeit des pulsierenden Sterns schwankte in diesem Zeitraum mit einer Periode von etwa 377 Tagen zwischen 7 mag und 13,2 mag. Jeder Messpunkt in dieser Lichtkurve entspricht einer visuellen Helligkeitsschätzung eines Amateurastronomen. Die nach rechts laufende Zeitachse ist in Einheiten von Tagen als Julianisches Datum markiert. (Bild: AAVSO)

Die Umgebung des Mira-Sterns R Leonis Minoris

Der Mira-Stern R LMi und der irreguläre Veränderliche TU LMi befinden sich im westlichen Teil des Sternbilds Kleiner Löwe. Zum Zeitpunkt der Aufnahme hatte R LMi im Visuellen eine scheinbare Helligkeit von nur etwa 11,5 mag. (Bild: Uwe Reichert)

 Name:
 R Leonis Minoris
 andere Bezeichnungen:
 HD 84346, HIP 47886, AAVSO 0939+34
 Objekttyp:
 Pulsationsveränderlicher vom Mira-Typ
 Sternbild:
 Kleiner Löwe
 Position (J2000.0):
 α = 09h 45m 34,3s, δ = +34° 30′ 42,8″
 scheinbare Helligkeit:
 6,32 – 13,2 mag
 Periode:
 372 Tage
 Spektralklasse:
 M6.5e – M9,0 (Tc:)
 Entfernung:
 290 pc = 950 Lj
Aufsuchkarte von R Leonis Minoris

Die Umgebung des Mira-Veränderlichen R Leonis Minoris (Fadenkreuz in der Bildmitte). Die Zahlen sind Helligkeiten von geeigneten Vergleichssternen in Magnituden, wobei das Komma bzw. der Dezimalpunkt weggelassen wurde, um Verwechslungen mit Sternen zu vermeiden. Beispiel: 111 = 11,1 mag. Die Kantenlänge des gezeigten Himmelsausschnitts ist 1°. Hellster Stern in der Karte ist der Veränderliche TU LMi, dessen Helligkeit irregulär zwischen 9,0 und 9,9 mag schwankt. (Bild: AAVSO)

Physische Eigenschaften von R LMi

Wie alle Mira-Sterne ist R LMi ein roter Riesenstern, der sich in einer späten, instabilen Phase seiner Entwicklung befindet, der so genannten AGB-Phase. Im Hertzsprung-Russell-Diagramm liegen diese Sterne hoher Leuchtkraft auf dem asymptotischen Riesenast (englisch: Asymptotic Giant Branch, AGB).

Mit seiner geringen Oberflächentemperatur von rund 2700 Kelvin gehört R LMi  zur Spektralklasse M. Die spektralen Eigenschaften ändern sich während einer Periode leicht: von M6.5e im Maximum zu M9.0e im Minimum. Damit einher gehen Veränderungen der Temperatur und des Durchmessers (rund der 500-fache Durchmesser der Sonne) und somit auch der Leuchtkraft (die etwa der 5000-fachen Leuchtkraft der Sonne entspricht).

Aus der Perioden-Leuchtkraft-Beziehung wurde die Entfernung von R LMi zur Erde zu rund 1100 Lichtjahren abgeschätzt, während sich aus den astrometrischen Daten des Gaia-Satelliten ein etwas geringerer Wert von 950 Lichtjahren ergibt.

Merkmale von AGB-Sternen

Das physikalische Verhalten von AGB-Sternen ist im Wesentlichen durch drei Vorgänge geprägt:

  1. Ihre äußere Gashülle pulsiert stark, dehnt sich also abwechselnd aus und zieht sich wieder zusammen, was mit Veränderungen von Temperatur und Leuchtkraft einhergeht. Diese Pulsationen führen zu den beobachteten langperiodischen Helligkeitsänderungen der Mirasterne.
  2. Die im Inneren durch Nukleosynthese entstandenen Elemente vermischen sich durch Gasströmungen im Stern und gelangen bis an die Oberfläche.
  3. Wegen des großen Durchmessers des Sterns und der geringen Dichte der äußeren Gashülle strömt viel Materie als Sternwind in den interstellaren Raum. Auf diese Weise reichern AGB-Sterne die interstellare Materie mit schweren Elementen und Staubpartikeln an.

Galaxien

Die Balken-Spiralgalaxie NGC 3344

Die Spiralgalaxie NGC 3344 im Sternbild Kleiner Löwe

NGC 3344 ist eine Balken-Spiralgalaxie, deren flache Scheibe wir direkt von oben sehen. In dieser Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops erscheinen alte Sterne gelb und junge Sterne blau; in rötlichem Licht leuchten zahlreiche Sternentstehungsgebiete in den Spiralarmen. Die hellen Sterne mit den kreuzförmigen Bildartefakten befinden sich in unserem eigenen Milchstraßensystem. (Bild: ESA/Hubble & NASA)

Lage der Galaxie NGC 3344 im Kleinen Löwen

Die Galaxie NGC 3344 liegt im südlichen Teil des Sternbilds Kleiner Löwe, über dem Rücken des „großen“ Löwen. Wir finden sie etwa in der Mitte der Verbindungslinie der Sterne 40 und 41 LMi, die gemeinsam mit 54 Leonis ein gleichseitiges Dreieck bilden. (Bild: Uwe Reichert)

Die Umgebung der Galaxie NGC 3344

Weitfeldaufnahme der Galaxie NGC 3344. (Bild: Aladin Lite)

NGC 3344 ist eine Balken-Spiralgalaxie im Sternbild Kleiner Löwe (Leo Minor), auf deren Scheibenebene wir ungehindert blicken. Ihr heller Zentralbereich befindet sich in einem kurzen Balken aus alten, gelblich leuchtenden Sternen, an dem weit ausladende Spiralarme ansetzen. In diesen fallen auf fotografischen Aufnahmen zahlreiche Sternentstehungsgebiete auf, die an dem rötlichen Leuchten von Wasserstoffgas erkennbar sind.

Eine Schönheit unter den Spiralgalaxien

Die Galaxie liegt relativ isoliert im Grenzgebiet zwischen den Sternbildern Löwe und Kleiner Löwe, gehört aber zu einem Seitenzweig des Virgo-Superhaufens. Ihre Entfernung zu uns beträgt ungefähr 23 Millionen Lichtjahre. Mit einem Durchmesser von rund 50 000 Lichtjahren ist NGC 3344 deutlich kleiner als unser Milchstraßensystem. Da sich ihre Scheibe uns in Aufsicht präsentiert, bietet sie nicht nur ein prächtiges Bild ihrer ästhetisch gewundenen Spiralarme, sondern ihr Sterneninventar lässt sich auch detailliert wissenschaftlich untersuchen.

Die nebenstehende Fotografie, die mit dem Weltraumteleskop Hubble gewonnen wurde, zeigt die Galaxie in einer Kombination aus mehreren Aufnahmen, die den gesamten Wellenlängenbereich vom Ultravioletten bis zum nahen Infrarot umfassen.

Innerer und äußerer Ring

Untersuchungen zeigten, dass die Galaxie NGC 3344 zwei ringförmige Strukturen aufweist. Ein innerer Ring mit einem scheinbaren Durchmesser von 52 Bogensekunden umgibt den schwach ausgeprägten Balken im Zentralbereich der Galaxie, und an ihm setzt die im Visuellen sichtbare Struktur der Spiralarme an. Die Spiralarmstruktur wird wiederum von einem äußeren Ring mit einem scheinbaren Durchmesser von etwa 380 Bogensekunden umgeben. Beide Ringe bestehen aus jungen Sternen, die im bläulichen Licht leuchten. Wie solche Ringe entstehen, ist noch Gegenstand der Forschung.

Insbesondere, da es keine weiteren größeren Galaxien in der Umgebung von NGC 3344 gibt, liegt die Vermutung nahe, dass die in diser Galaxie beobachteten Strukturen ohne Wechselwirkung mit anderen Sternsystemen entstanden sein müssen.

Herausforderung für Amateurastronomen

Für Astrofotografen ist NGC 3344 wegen ihrer geringen scheinbaren Größe ein schwieriges Objekt. Gelungene Aufnahmen stammen z.B. von Scott Rosen, Adam Block, Hans Egger und Oleksii Semeshchuk.

 Name:
 NGC 3344
 andere Bezeichnungen:
 UGC 5840
 Objekttyp:
 Spiralgalaxie (R)SAB(r)bc / HII
 Sternbild:
 Kleiner Löwe
 Position (J2000.0):
 α = 10h 43m 31,2s, δ = +24° 55′ 20,0″
 scheinbare Helligkeit:
 9,9 mag
 Winkeldurchmesser:
 6,8′ × 6,5′
 Entfernung:
 ca. 6,9 Mpc = 23 Millionen Lj

Quellen:

  • L. Verdes-Montenegro, A. Bosma und E. Athanassoula: A detailed study of the ringed galaxy NGC 3344. In: Astronomy & Astrophysics 356, S. 827-839 (2000). (Abstract; PDF)

Ursprung des Sternbilds Kleiner Löwe

Das Sternbild Kleiner Löwe im historischen Sternatlas von Johannes Hevelius

In seinem posthum erschienenen Himmelsatlas führte Johannes Hevelius nördlich des Löwen das neue Sternbild Kleiner Löwe (Leo Minor) ein. (Aus: Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978.)

Der Kleine Löwe gehört nicht zu den 48 klassischen Sternbildern. Beobachter aus den vorderasiatischen und griechischen Kulturkreisen sahen keine Notwendigkeit, diesem für das bloße Auge unauffälligen Gebiet nördlich des Löwen (Leo) eine Konstellation zuzuweisen. Der alexandrinische Astronom Claudius Ptolemäus (um 100 – 160 n. Chr.) listete in seinem als Almagest bekannten Sternkatalog zwar einige Sterne vierter und fünfter Helligkeitsklasse (Magnitude) in diesem Areal auf, ordnete sie aber keinem Sternbild zu.

Es war schließlich der Danziger Astronom Johannes Hevelius (1611 – 1687), der mehrere lichtschwache Sterne zu einer Konstellation zusammenfasste und die Figur eines Kleinen Löwen hineininterpretierte. Die augenfälligste Struktur in diesem kleinen Sternbild Leo Minor ist aber lediglich ein flaches Dreieck aus den Sternen Beta, 21 und 46 Leonis Minoris. Selbst die Benennung der Sterne ist unvollständig geblieben, denn Beta Leonis Minoris ist der einzige, der eine Bayer-Bezeichnung trägt.

Die Internationale Astronomische Union übernahm schließlich in den 1920er Jahren den Kleinen Löwen in die Liste der 88 offiziellen Sternbilder.