Sternbild Kreuz des Südens (Crux)

Das Kreuz des Südens ist ein markantes Sternbild am Südhimmel und das kleinste aller Sternbilder

Das Sternbild Kreuz des Südens ist das kleinste aller Sternbilder, aber dank seiner hellen Sterne eines der prägnantesten. (Bilder: Uwe Reichert)

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Das Kreuz des Südens (lateinisch Crux) ist das kleinste aller 88 Sternbilder. Wegen seiner hellen Sterne ist es jedoch sehr markant und auffällig.

Vollständig sichtbar ist das Kreuz des Südens für alle Orte südlich der geografischen Breite 25° N, also in den Tropen und natürlich auf der südlichen Halbkugel. In den Monaten März bis Mai steht dieses Sternbild besonders günstig am Abendhimmel. Zirkumpolar ist es nur südlich des 34. südlichen Breitengrads, was etwa der geografischen Breite von Santiago de Chile, Kapstadt und Sydney entspricht.

Das Kreuz des Südens liegt in einem sternenreichen Gebiet inmitten des hellen Bandes der Milchstraße. Seine markante Kreuzform hat es vier hellen Sternen zu verdanken: Alpha Crucis (α Cru) mit 0,77 mag, Beta Crucis (β Cru) mit 1,25 mag, Gamma Crucis (γ Cru) mit 1,64 mag und Delta Crucis (δ Cru) mit 2,75 mag. Neben der Bayer-Bezeichnung, die griechische Buchstaben benutzt, sind manchmal auch die Eigennamen dieser Sterne in Gebrauch, die sich von den Anfangsbuchstaben ihrer Bayer-Bezeichnung ableiten: Acrux, Becrux, Gacrux und Decrux.

 

Wegweiser zum südlichen Himmelspol

Der nördlichste dieser vier Sterne ist Gamma Crucis. Die Verbindungslinie zwischen ihm und Alpha Crucis weist in ihrer Verlängerung (um das Fünffache) recht genau zum Himmelssüdpol. Da sich in dessen Nähe kein heller Stern befindet, eignet sich das Kreuz des Südens somit sehr gut zur Bestimmung der Südrichtung. Für die europäischen Seefahrer, die sich erstmals in die Weiten der südlichen Ozeane wagten, war dies ein unschätzbarer Vorteil. Diesem Umstand ist es auch zu verdanken, dass das Kreuz des Südens eines der bekanntesten Sternbilder ist.

Im Westen, im Norden und im Osten ist das Sternbild Kreuz des Südens vom viel größeren Sternbild Kentaur umschlossen, das ebenfalls durch zahlreiche helle Sterne sehr auffällig ist. In der griechischen Antike war das Kreuz des Südens sogar Bestandteil des Kentauren und stellte dessen Hinterbeine dar. Im Süden grenzt das Kreuz des Südens an das Sternbild Fliege (Musca).

Einige interessante Beobachtungsobjekte befinden sich im Kreuz des Südens. Am bekanntesten ist der offene Sternhaufen NGC 4755, der wegen seiner farbenprächtigen Sterne von dem Astronomen John Herschel „jewel box“ genannt wurde. Dieses Schmuckkästchen, wie sein deutscher Name lautet, enthüllt seine Schönheit bereits im Fernglas, besser jedoch in einem Teleskop mit niedriger Vergrößerung.

Bereits mit bloßen Augen ist eine auffällige Dunkelwolke sichtbar, die sich südlich von Beta Crucis und östlich von Alpha Crucis vor dem hellen Hintergrund der zahlreichen Milchstraßensterne abzeichnet. Sie trägt den treffenden Namen Kohlensack.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Kreuz des Südens einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Kreuz des Südens an.

Besondere Himmelsobjekte

Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.

Ursprung des Sternbilds Kreuz des Südens

Die Sternbilder Centaurus - ein Mischwesen aus Mensch und Pferd - und Crux in dem historischen Sternatlas von Hevelius

Die Sternbilder Centaurus und Crux in der Darstellung von Johannes Hevelius (1611-1687). Hevelius stellte die Sternbilder in seinem Atlas spiegelverkehrt dar – so, als würde man die Himmelskugel von außen betrachten. (Aus: Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978. Repro: Uwe Reichert)

Ein Kupferstich zeigt Amerigo Vespucci, wie er mit einem Astrolabium das Sternbild Kreuz des Südens vermisst.

Amerigo Vespucci entdeckt das Kreuz des Südens. Kupferstich von Philipp Galle (1537 – 1612) nach einer Vorlage von Jan van der Straet und Jan Collaert, Antwerpen um 1591. (Bild: Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, mit freundlicher Genehmigung)

Im antiken Griechenland waren die Sterne, die das heutige Kreuz des Südens bilden, noch zu sehen. Allerdings wurden diese Sterne dem Sternbild Centaurus hinzugerechnet, das den Kentauren Cheiron darstellen soll. Wenn der Kentaur seinen höchsten Stand im Süden erreichte, sah es so aus, als würde dieses Mischwesen aus Mensch und Pferd am Horizont entlanglaufen.

Durch die Präzession wanderte das Sternbild Kentaur langsam nach Süden, und zwar mit einer Rate von etwa 0,5° pro Jahrhundert. Als der griechische Astronom Claudius Ptolemäus (um 100 – 160 n. Chr.) in Alexandria seinen Sternkatalog – heute als Almagest bekannt – zusammenstellte, war der Kentaur von Ägypten aus noch vollständig sichtbar. Von Athen aus blieben die südlichsten Sterne dieses Sternbilds bereits dauerhaft unter dem Horizont.

Ptolemäus listete im Almagest für das Sternbild Kentaur insgesamt 37 Sterne auf, von denen die Sterne 31 bis 34 heute mit Gamma, Beta, Delta und Alpha Crucis identifiziert werden. In der damaligen Notation bezeichnete Ptolemäus die Sterne nach ihrer Position in der mythischen Figur des Kentauren wie folgt:

  • 31: Der auf der Kniekehle des rechten (Hinter-) Fußes [= Gamma Crucis]
  • 32: Der auf dem Knöchel desselben Fußes [= Beta Crucis]
  • 33: Der unter der Kniekehle des linken (Hinter-) Fußes [= Delta Crucis]
  • 34: Der an der Höhlung (zwischen Fesselgelenk und Huf) desselben Fußes [= Alpha Crucis]

Das Kreuz des Südens wird „neu“ entdeckt

Um das Jahr 1000 herum war das Kreuz des Südens vom Mittelmeerraum aus vollständig unter dem Horizont verschwunden. Die europäischen Seefahrer, die in der beginnenden Neuzeit die Südmeere erkundeten, entdeckten diese Sternengruppe sozusagen neu; sie sahen in ihr ein Symbol ihres christlichen Glaubens. Das Kreuz diente ihnen zudem zur Orientierung in den unbekannten Gewässern, denn die Verbindungslinie von Gamma nach Alpha Crucis weist in ihrer Verlängerung recht genau zum Himmelssüdpol.

Die älteste erhaltene Darstellung des Kreuzes von europäischen Seefahrern stammt von Andrea Corsali (1487 – nach 1524), einem Italiener, der im Jahr 1515 auf einem portugiesischen Schiff um das Kap der Guten Hoffnung herum nach Indien reiste. Einem seiner Briefe an die Medici, seine Geldgeber in Italien, fügte er eine Skizze des Kreuzes mit seinen fünf hellsten Sternen bei, wie Anne McCormick 2019 in ihrem Essay „Andrea Corsali and the Southern Cross berichtete (Download als PDF). In dieser Zeichnung sind auch die Magellanschen Wolken abgebildet.

Die älteste Erwähnung als Kreuz stammt indes von dem Seefahrer Amerigo Vespucci (1451 – 1512) aus dem Jahr 1501. Niederländische Künstler hielten diese „Entdeckung“ in einem um 1591 entstandenen Kupferstich fest. Darin zitieren sie auch Verse des italienischen Dichters Dante Alighieri (1265 – 1321), der offenbar Kenntnis vom Kreuz des Südens hatte. In seiner „Commedia“ (deutsch: Göttliche Komödie), im 1. Gesang des zweiten Teils (dem Läuterungsberg bzw. Fegefeuer), lässt Dante den Ich-Erzähler seines Werks zunächst am Morgenhimmel den Glanz der Venus bestaunen, die im Sternbild Fische steht. In den folgenden Versen 22 bis 27 heißt es in der italienischen Version bzw. in einer deutschen Übersetzung (vom Autor dieses Artikels), die das von Dante geprägte Reimschema beibehält:

I’ mi volsi a man destra, e puosi mente
a l’altro polo, e vidi quattro stelle
non viste mai fuor ch’a la prima gente.

 

Goder pareva ’l ciel di lor fiammelle:
oh settentrïonal vedovo sito,
poi che privato se’ di mirar quelle!

Ich wandte mich nach rechts, richtete den Sinn
zum anderen Pol, wo ich sah vier Sterne,
die kein Mensch mehr erblickt hat seit Anbeginn.

 

Es schien, der Himmel sah ihr Glänzen gerne
Oh Land im Norden, so öde bist du jetzt,
denn sie sind dir entrückt in weite Ferne.