Sternbild Schlangenträger (Ophiuchus)

Das Band der Milchstraße durchzieht den linken Teil des Bilds. Einige helle Sterne rechts der Milchstraße bilden die ausgedehnten Sternbilder Schlangenträger und Schlange

Das Sternbild Schlangenträger liegt am Rand der Milchstraße. Ein Polygon aus hellen Sternen deutet die Figur des Helden an, während die Schlange in seinen Händen durch eine gebogene Sternenkette symbolisiert wird. Die Schlange gilt als eigenes Sternbild, und es ist das einzige, das aus zwei Teilen besteht. (Bilder: Uwe Reichert)

(Bewege den Mauszeiger über das obere Bild, um die figürliche Darstellung des Sternbilds einzublenden. Klicke auf eines der unteren Bilder, um es zu vergrößern.)

Das Sternbild Schlangenträger (lateinisch Ophiuchus) ist eine große, aber wenig markante Konstellation am Himmelsäquator. Es ist von allen bewohnten Gegenden der Erde aus zu sehen und steht in den Monaten Juni bis August günstig am Abendhimmel. Weil in diesen Monaten die Nächte auf der Nordhalbkugel der Erde recht kurz sind, ist die Sichtbarkeit von der südlichen Hemisphäre aus besser. Mitte Juni, wenn der Schlangenträger gegen Mitternacht seine höchste Stellung am Firmament erreicht, steht es in den langen Winternächten des Südens rund neun Stunden am dunklen Himmel.

Der Schlangenträger gehört zwar nicht zu den zwölf Tierkreissternbildern, doch führt die Ekliptik, die scheinbare Jahresbahn der Sonne am Himmel, auch durch dieses Sternbild.  Jedes Jahr vom 29. November bis zum 17. Dezember durchwandert die Sonne den südlichen Teil des Schlangenträgers . Damit hält sich unser Tagesgestirn länger im Ophiuchus auf als im benachbarten Tierkreissternbild Skorpion. Seit den Anfängen der Astronomie (und der Astrologie) wird die Zone beiderseits der Ekliptik jedoch nur in zwölf und nicht in 13 Tierkreiszeichen unterteilt.

Mit dem Sternbild Schlange (lat.: Serpens) bildet der Schlangenträger eine symbolische Einheit. Tatsächlich ist es sehr eindrucksvoll, wenn man die beiden ausgedehnten Sternbilder in einer klaren Sommernacht (der nördlichen Hemisphäre) zur Gänze über dem südlichen Horizont erblicken kann.

Da große Teile des Schlangenträgers im Band der Milchstraße liegen, enthält dieses Sternbild zahlreiche Sternhaufen und Nebel. Mit dem Fernglas gut zu erkennen sind die beiden offenen Sternhaufen NGC 6633 und IC 4665. Sieben Kugelsternhaufen zählen zu den Objekten, die Charles Messier im 18. Jahrhundert in seinem Katalog aufgelistet hatte: M 9, M 10, M 12, M 14, M 19, M 62 und M 107.

Der Stern RS Ophiuchi ist eine wiederkehrende Nova. In normalen Zeiten liegt die scheinbare Helligkeit dieses Sterns um 11 mag. In unregelmäßigen Abständen steigt die Helligkeit explosionsartig an. Solche Ausbrüche wurden in den Jahren 1898, 1933, 1958, 1967, 1985, 2006 und 2021 beobachtet. Bei dem letzten Ausbruch im August 2021 erreichte RS Oph eine Helligkeit von 4,3 mag, so dass dieser Stern mit bloßen Augen zu sehen war. Ursache dieser Ausbrüche sind thermonukleare Explosionen auf der Oberfläche eines Zwergsterns: RS Oph ist ein Doppelstern, bestehend aus einem kompakten Weißen Zwerg und einem ausgedehnten Roten Riesen, die sich so nah umkreisen, dass Materie vom großen auf den kleinen Stern überströmt. Jeweils im Abstand von etwa 20 Jahren hat sich so viel Gas auf der Oberfläche des Weißen Zwergs angesammelt, dass es − wie bei einer Wasserstoffbombe − zu einer explosionsartigen Zündung von Fusionsreaktionen kommt.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene  Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Schlangenträger einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Schlangenträger an.

Besondere Objekte

Hinweis: Dieser Abschnitt befindet sich in Bearbeitung​

Ursprung des Sternbilds Schlangenträger

Die Rückansicht eines Mannes, der eine riesige Schlange in seinen Händen trägt - das ist von alters her die Darstellung der Sternbilder Schlangenträger und Schlange.

Die Sternbilder Schlange (Serpens) und Schlangenträger (Ophiuchus, hier Serpentarius genannt) in der Darstellung von Johannes Hevelius (1611-1687). Der Danziger Astronom stellte die Sternbilder seitenverkehrt dar – also so, wie sie auf einem Himmelsglobus erscheinen würden, den man von außen betrachtet. (Aus: Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978. Repro: Uwe Reichert)

Der Name sagt es schon aus, wen der Schlangenträger darstellt: Einen Mann, der eine Schlange in seinen Händen trägt. Was aus heutiger Sicht sehr seltsam erscheint, muss für die Namensgeber vor vielen Jahrhunderten eine so bedeutende Aktion gewesen sein, dass sie am Himmel verewigt werden musste. Was genau Anlass für diese Verstirnung gewesen war, bleibt allerdings im Dunkel der Geschichte verborgen. Der Schlangenträger gehört jedenfalls zu den 48 aus der Antike überlieferten Sternbildern, die Claudius Ptolemäus im zweiten nachchristlichen Jahrhundert in seinem Katalog auflistete. Die Schlange war damals schon ein eigenständiges Sternbild; um sie nicht mit anderen schlangenartigen Ungeheuern am Himmel zu verwechseln, wurde sie „die Schlange des Schlangenträgers“ genannt.

In der aus dem altgriechischen Wort ὄφεις (ópheis) für Schlange abgeleiteten Form ist der Schlangenträger international als Ophiuchus bekannt. Zeitweise war auch die lateinische Form Serpentarius in Gebrauch, wie sie noch in historischen Sternatlanten zu finden ist.

Der Heiler Asklepios

Der Schlangenträger wurde mit mehreren Gestalten der griechischen Mythologie in Verbindung gebracht, unter anderem auch mit Herakles. Am bekanntesten ist jedoch die Identifizierung mit Asklepios, in unserer modernen Sprache besser als Äskulap bekannt.

Asklepios war der Sohn des Gottes Apollon und seiner Geliebten Koronis. Seine Geburt verlief äußerst dramatisch: Als Koronis sich einen Liebhaber nahm, geriet Apollon derart in Rage, dass er sie erschoss. Im Sterben verriet sie ihm, dass sie einen Sohn von ihm erwartete. Apollon gelang es in letzter Minute, das Kind zu retten. Er brachte es zu dem weisen Kentauren Cheiron, der es aufzog und in die Heilkunst einführte. Asklepios wurde bald selbst zu einem berühmten Heiler; nach ihm ist der Äskulapstab benannt, ein von einer heiligen Schlange umringelter Stab, der zum Sinnbild für den Heilberuf wurde. Asklepios war ein Könner seines Fachs und erwies den Menschen einen großen Dienst. Doch als er es zu weit trieb und einen Toten wieder zum Leben erweckte, sah Zeus, der Göttervater, dies als Anmaßung eines Sterblichen an und streckte Asklepios mit einem Blitz nieder.