Sternbild Südliches Dreieck (Triangulum Australe)

Das Südliche Dreieck (lateinisch: Triangulum Australe) ist ein Sternbild am Südhimmel und im Band der Milchstraße, nahe den hellen Sternen Alpha und Beta Centauri

Die drei hellsten Sterne des Sternbilds Südliches Dreieck bilden – wenig verwunderlich – ein Dreieck am Himmel. Die beiden hellen Sterne rechts im Bild inmitten der Milchstraße sind Alpha und Beta Centauri im Sternbild Kentaur. (Bilder: Uwe Reichert)

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Das Südliche Dreieck (lateinisch Triangulum Australe) ist ein Sternbild am Südhimmel. Von Europa aus ist es nicht zu sehen. Nur für Orte südlich des Breitengrads 20° Nord gelangt es vollständig über den Horizont. Besonders günstig am Abendhimmel steht das Sternbild in den Monaten Mai und Juni.

Hellster Stern ist Alpha Trianguli Australis (α TrA) mit einer scheinbaren Helligkeit von 1,88 mag. Die beiden nächsthelleren Sterne Beta und Gamma Trianguli Australis (β TrA, 2,85 mag; γ TrA, 2,89 mag) sind genau eine Helligkeitsklasse lichtschwächer. Diese drei Sterne bilden ein annähernd gleichseitiges Dreieck und sind für den Namen dieses Sternbilds verantwortlich.

Das Südliche Dreieck ist deutlich prägnanter und leichter am Himmel aufzufinden als das nördliche Gegenstück, das Sternbild Dreieck (Triangulum). Zudem befinden sich in der Nähe die hellen Sterne Alpha und Beta Centauri, die als Aufsuchhilfe fungieren können.

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Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Südliches Dreieck einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Südliches Dreieck an.

Besondere Himmelsobjekte

Sternhaufen

Der offene Sternhaufen NGC 6025

Ganz im Norden des Sternbilds Südliches Dreieck, direkt an der Grenze zum Sternbild Winkelmaß (Norma) befindet sich der offene Sternhaufen NGC 6025.

Mit einem Fernglas sind etwa 30 Mitglieder des Sternhaufens zu erkennen. Das hellste von ihnen ist HD 143448 (= MQ TrA), ein eruptiv veränderlicher Stern, der normalerweise mit einer scheinbaren Helligkeit von 7,3 mag leuchtet.

Eine grobe Auswertung der Daten des Gaia-DR3-Katalogs ergibt, dass sich in einem Umkreis von 15 Bogenminuten um das Zentrum von NGC 6025 insgesamt 221 Sterne mit G-Helligkeiten heller als 13 mag befinden. Von ihnen lassen sich 34 anhand ihrer vom Gaia-Satelliten gemessenen Parallaxen und Eigenbewegungen als potenzielle Mitglieder dieses offenen Sternhaufens identifizieren. Als mittlere Parallaxe ergibt sich ein Wert von 1,30 Millibogensekunden, was einer mittleren Entfernung des Sternhaufens von 766 parsec oder 2500 Lichtjahren entspricht.

Frühere fotometrische Messungen der Sterne hatten für die Entfernung Werte zwischen 614 und 870 parsec ergeben. Das Alter des Sternhaufens wurde auf 71 bis 126 Millionen Jahre geschätzt. Eine neuere Arbeit von Y. Aidelman et al. kommt auf eine mittlere Entfernung  von 746 ± 144 parsec und ein mittleres Alter von 68 ± 13 Millionen Jahre.

B- und Be-Sterne

Die überwiegende Mehrzahl der Sternhaufenmitglieder gehört der Spektralklasse B an. Es sind Riesensterne mit Oberflächentemperaturen von 13.000 bis 17.000 Kelvin.

Der hellste Stern, der bereits erwähnte HD 143338, ist mit 30.000 Kelvin erheblich heißer. Er weist Emissionslinien (Balmerlinien des Wasserstoffatoms) auf, ist also ein sogenannter Be-Stern. (Das „e“ steht für das Englische emission.)

Im Unterschied zu gewöhnlichen B-Sternen rotieren Be-Sterne sehr schnell, mit Rotationsdauern von ein bis zwei Tagen. Bei Radien von etwa dem Zehnfachen des Sonnenradius bedeutet das, dass diese Sterne an der Oberfläche mit 200 bis 400 Kilometern pro Sekunde und somit nahe an der kritischen Grenze rotieren, ab der die Fliehkräfte die Gravitationskräfte überwiegen. Be-Sterne sind wegen der schnellen Rotation stark abgeplattet und verlieren im Bereich des Äquators Materie, die sich ringförmig um sie herum ansammelt.

Fotos von NGC 6025 und seiner Umgebung finden sich auf den Seiten von mehreren Amateurastronomen, z.B. vom Chamäleon + Onjala Observatory und von Steve Crouch.

NGC 6025 ist ein offener Sternhaufen im Sternbild Südliches Dreieck

Der offene Sternhaufen NGC 6025 an der Nordgrenze des Sternbilds Südliches Dreieck befindet sich 1° östlich von einem Sternentrio der 6. Helligkeitsklasse. Eine interaktive Version dieses Bildes bietet der Aladin Sky Atlas des CDS, Strasbourg Observatory, Frankreich. (Bild: Digitized Sky Survey – STScI/NASA, Colored & Healpixed by CDS​)

 Name:
 NGC 6025
 andere Bezeichnungen:
 Cr 296, ESO 136-SC14
 Objekttyp:
 offener Sternhaufen
 Sternbild:
 Südliches Dreieck
 Position (J2000.0):
 α = 16h 03m 07s, δ = −60° 25′ 48″
 scheinbare Helligkeit:
 5,2 mag
 Winkeldurchmesser:
 35′
 Entfernung:
 770 pc = 2500 Lj
 Alter:
 ca. 90 Millionen Jahre

 

Nebel

Der planetarische Nebel NGC 5979

Der planetarische Nebel NGC 5979 zeigt eine rundliche Struktur, die von einer hellen inneren und einer schwächeren äußeren Zone geprägt ist

Aufnahmen mit dem Weltraumteleskop Hubble zeigen Details in der Struktur des planetarischen Nebels NGC 5979. Das Foto ist eine Überlagerung von vier Einzelbildern, die mit unterschiedlichen Farbfiltern aufgenommen wurden. (Bild: ESA, ESO und NASA)

Etwa 12 000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Südliches Dreieck befindet sich der planetarische Nebel NGC 5979.

Das Objekt ist bisher wenig von Amateurastronomen beobachtet worden. Die nebenstehende Aufnahme, gewonnen mit dem Weltraumteleskop Hubble, ist eine Überlagerung von vier Einzelbildern, die bei den Wellenlängen 502, 555, 658 und 814 Nanometer aufgenommen wurden. Das blaue Leuchten ist auf die türkisfarbenen Emissionslinien des zweifach ionisierten Sauerstoffs (O-III) zurückzuführen. Angeregt wird das Leuchten des Sauerstoffs von der energiereichen Strahlung, die der Zentralstern des Nebels aussendet. Dieser Zentralstern ist ein Riesenstern, der in einer Arbeit von W.A. Weidmann et al. dem Spektraltyp O(H)3-4 zugeordnet wird.

 Name:
 NGC 5979
 andere Bezeichnungen:
 IRAS 15434-6103
 Objekttyp:
 planetarischer Nebel
 Sternbild:
 Südliches Dreieck
 Position (J2000.0):
 α = 15h 47m 41,2s, δ = -61° 13′ 05″
 scheinbare Helligkeit:
 12,1 mag
 Winkeldurchmesser:
 13″ × 13″ (visuell)
 Entfernung:
 3800 pc = 12 400 Lj
 Zentralstern:
 HD 140586

Ursprung des Sternbilds Südliches Dreieck

Darstellung von zwölf Sternbildern am Südhimmel im Sternatlas von Johann Bayer

Johann Bayer bildete in seiner 1603 erschienenen „Uranometria“ erstmals die zwölf Sternbilder des Südhimmels ab, die auf Seefahrer zurückgehen, darunter auch das Südliche Dreieck. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg.)

Die Sternbilder Ara und Triangulum Australe auf einem Globus von Jodocus Hondius aus dem Jahr 1600

Die älteste Abbildung des Sternbilds Südliches Dreieck (hier: Triangulum austrinum) findet sich auf einem Globus von Jodocus Hondius aus dem Jahr 1600. (Bild: Uwe Reichert)

Drei Sterne am Himmel bilden – sofern sie nicht auf einer Geraden liegen – immer ein Dreieck. Deshalb verwundert es nicht, dass es sowohl am nördlichen als auch am südlichen Sternenhimmel ein Sternbild Dreieck gibt – zur Unterscheidung Triangulum (Dreieck) und Triangulum Australe (Südliches Dreieck) genannt. Während das Dreieck des Nordhimmels bereits auf mesopotamische Zeiten zurückgeht, ist das Südliche Dreieck ein Neuzugang aus dem 16. Jahrhundert.

Als europäische Seefahrer ab dem 15. Jahrhundert an der Westküste Afrikas entlang nach Süden vorstießen, lernten sie nach und nach den südlichen Sternenhimmel kennen und für die Navigation zu nutzen. Anfangs erwarteten viele dieser Händler und Entdeckungsreisenden, analog zum Polarstern des Nordens einen hellen Stern am Himmelssüdpol zu finden oder zumindest eine Struktur, die dem Großen oder dem Kleinen Wagen am Nordhimmel gleicht. Stattdessen fanden sie nicht nur zu Wasser und zu Lande, sondern auch am Himmel eine völlig unbekannte Welt. Aber die wenigen Schilderungen des südlichen Sternenhimmels, die Europa erreichten, waren über lange Zeit zu ungenau, um daraus konkrete Konstellationen ableiten oder illustrieren zu können.

Möglicherweise veranlasste eine Notiz in Amerigo Vespuccis Reisebericht „Mundus Novus“, wonach drei Sterne in der Nähe des südlichen Himmelspols ein rechtwinkliges Dreieck bilden sollen, den niederländischen Kartografen Petrus Plancius (1552 – 1622) im Jahre 1589, auf einem Globus ein Sternbild „Triangulus Antarcticus“ einzuzeichnen – allerdings nicht an der heutigen Stelle des Sternbilds Südliches Dreieck. Welche drei Sterne Vespucci meinte, blieb unklar. Ein Blick auf eine moderne Sternkarte liefert mehrere Kandidaten, die für Vespuccis Beobachtung in Frage kommen.

Vier Sterne in einem Dreieck

Erst nachdem Plancius die Seefahrer Pieter Dirkszoon Keyser (1540 – 1596) und Frederick de Houtman (1571 – 1621) in der Vermessung von Gestirnen ausgebildet hatte, gelangten verlässliche Positionsangaben des Südsternhimmels nach Europa. Während Keyser auf der Seereise starb, brachte de Houtman die Aufzeichnungen in die Niederlande. Ihr Katalog ist im Anhang eines malaiischen Wörterbuchs erhalten, das auf Houtmans zweiter Reise entstand. Darin finden sich auch die Koordinaten und Helligkeiten der vier hellsten Sterne der „Zuyder Trianghel“, die Keyser und de Houtman eingeführt hatten.

Die älteste Abbildung dieses „richtigen“ Dreiecks findet sich auf einem Himmelsglobus von Jodocus Hondius (1563 – 1612) aus dem Jahre 1600. Drei Jahre später übernahm der Augsburger Rechtsanwalt und Astronom Johann Bayer (1572 – 1625) das Dreieck als Triangulum Australe in seinen Himmelsatlas, die Uranometria. Spätere Astronomen verwendeten dieses Sternbild ebenfalls, und unter dem von Bayer eingeführten Namen wurde es schließlich von der Internationalen Astronomischen Union in die Liste der 88 offiziellen Sternbilder übernommen.