Sternbild Wolf (Lupus)

Der Wolf (lateinisch: Lupus) ist ein Sternbild am Südhimmel im Randbereich der Milchstraße

Blau leuchtende Sterne im Randbereich der Milchstraße bilden das Sternbild Wolf. Rechts unten im Bild sind die Sterne Alpha und Beta Centauri zu sehen, die zum benachbarten Sternbild Kentaur gehören. (Bilder: Uwe Reichert)

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Der Wolf (lateinisch Lupus) ist ein Sternbild mittlerer Größe am Südhimmel. Zwischen dem Skorpion und dem Kentauren gelegen, wird dem Wolf im Allgemeinen weniger Aufmerksamkeit zuteil. Dennoch hat auch diese Konstellation im Randbereich der Milchstraße interessante Beobachtungsobjekte zu bieten.

Von Mitteleuropa aus sind allerdings nur die nördlichsten Bereiche des Sternbilds Wolf sichtbar, und das auch nur bei guter Horizontsicht. Vollständig sichtbar ist der Wolf hingegen von den Kanarischen Inseln und generell von allen Orten südlich des 35. Breitengrads Nord. In den Monaten Mai und Juni steht das Sternbild günstig am Abendhimmel. Den höchsten Stand über dem Südhorizont um Mitternacht erreicht es Anfang Mai. Je weiter südlich man ist, desto länger ist die Sichtbarkeit in der Nacht.

Hellster Stern im Wolf ist Alpha Lupi (α Lup) mit 2,29 mag. Auch Beta Lupi (β Lup, 2,68 mag)  und Gamma Lupi (γ Lup, 2,77 mag) sind heller als die 3. Helligkeitsklasse. Es sind heiße, bläulich-weiß leuchtende Riesensterne der Spektralklasse B, die wie viele andere Sterne in diesem Himmelsareal zur 400 bis 500 Lichtjahre von uns entfernten Scorpius-Centaurus-Assoziation gehören.

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Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Wolf einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Wolf an.

Besondere Objekte

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Ursprung des Sternbilds Wolf

Darstellung des Sternbilds Wolf im Sternatlas von Johann Bayer

In der Darstellung von Johann Bayer wird der Wolf von dem Kentauren als Opfertier zum Altar gebracht. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg)

Der Wolf gehört zu den 48 aus der Antike überlieferten Sternbildern. Wie der benachbarte Kentaur waren die Sterne dieser Konstellation im Alten Orient und im Mittelmeeraum gut zu sehen. Erst später wanderten sie infolge der Präzession weiter nach Süden.

Zum Ursprung des Sternbilds wird gelegentlich der griechische Lykaon-Mythos bemüht. Mehrere Autoren der Antike wie Eratosthenes und Ovid schildern diesen Mythos in verschiedenen Versionen. In einem stimmen sie aber überein: Lykaon, König von Arkadien, soll ein blutrünstiger Herrscher gewesen sein, der wegen seiner frevelhaften und gottlosen Taten von Zeus in einen Wolf (griechisch lýkos, λύκος) verwandelt wurde. Doch so plastisch und eindrücklich diese Schilderungen sind: Sie haben keinen Bezug zu dem heutigen Sternbild Wolf.

Auch die Darstellungen in historischen Himmelsatlanten führen etwas in die Irre. Manche Illustrationen zeigen einen Wolf, der von dem Kentauren Cheiron (Sternbild Centaurus) mit einer Lanze aufgespießt wird. Als Opfertier soll Cheiron den Wolf zum Altar gebracht haben, der unweit vom Wolf ebenfalls als Sternbild zu sehen ist. Doch wie beim Sternbild Kentaur beschrieben, war die vermeintliche Lanze den Aufzeichnungen des Ptolemäus zufolge ein Thyrsosstab. Statt das wilde Tier aufzuspießen, hielt der Kentaur es mit seiner rechten Hand an den Hinterläufen fest.

Ein wildes Tier mit sumerischen Wurzeln

Ptolemäus spricht in seinem Sternkatalog, den wir als Almagest kennen, auch nicht von einem Wolf, sondern viel allgemeiner von thēríon (θηρίον), was ein nicht näher spezifiziertes wildes Tier oder Raubtier bezeichnet. Die konkrete Gleichsetzung mit einem Wolf geschah erst in späteren Ptolemäus-Übersetzungen.

Die Griechen übernahmen hier offenbar ein Sternbild aus einem älteren Kulturkreis, ohne einen eigenen Mythos mit ihm zu verbinden. Vermutlich geht der Ursprung bis in das 3. Jahrtausend v. Chr. zurück, als die Sumerer diese Konstellation als UR.IDIM bezeichneten (UR = Hund/Löwe; IDIM = wild, tobend, heulend). Ein Zusammenhang mit der mythischen Gestalt des Uridimmu, eines Mischwesens mit dem Leib eines Hundes (oder Löwen) und dem Kopf eines Mannes, liegt nahe.

Quellen:

  • Ovid: Metamorphosen, Buch 1
  • S. Langdon: The Babylonic Epic of Creation. Oxford 1923. S. 88
  • Frans Wiggermann: Mesopotamian Protective Spirits: The Ritual Texts. Groningen 1992. S. 172 (PDF)