Sternbild Kassiopeia (Cassiopeia)

Sternbild-Löwe

Die fünf hellsten Sterne im Sternbild Kassiopeia bilden das auffällige „Himmels-W“. (Bilder: Uwe Reichert)

(Bewege den Mauszeiger über das obere Bild, um die figürliche Darstellung des Sternbilds einzublenden. Klicke auf eines der unteren Bilder, um es zu vergrößern.)

Kassiopeia ist ein markantes Sternbild am Nordhimmel. Es ist von der gesamten nördlichen Hemisphäre aus zu sehen und für alle Orte nördlich des 43. Breitengrads zirkumpolar. In den Monaten August bis Dezember steht es besonders hoch am Himmel, denn es durchläuft Anfang Oktober seine obere Kulmination um Mitternacht.

Wie das etwa gleich große angrenzende Sternbild Kepheus enthält auch die Kassiopeia 48 Sterne, die heller als 5,5 mag sind. Es ist jedoch deutlich auffälliger, weil die hellsten Sterne ein krakeliges „W“ am Himmel formen. Diese Konstellation gehört zusammen mit den sieben Sternen des Großen Wagens zu den markantesten Sterngruppierungen am Nordhimmel. Vom Polarstern aus liegen beide Figuren in etwa gleichem Abstand auf gegenüberliegenden Seiten, so dass sie leicht aufzufinden sind. Und ähnlich, wie mit Hilfe des Großen Wagens der Polarstern identifiziert werden kann, lässt sich auch Kassiopeia als Aufsuchhilfe nutzen: Die Mittellinie des „W“ weist recht genau in Richtung Polarstern.

Weil das nördliche Band der Milchstraße die Kassiopeia durchzieht, enthält das Sternbild viele Sternhaufen und Nebel, darunter die beiden Messier-Objekte M 52 und M 103.

Am 11. November 1572 leuchtete in der Nähe des Sterns Kappa Cassiopeiae (κ Cas) eine helle Supernova auf. Sie ist als SN 1572 oder Tychos Supernova in die Geschichte eingegangen. Sie war die erste Supernova, die von europäischen Astronomen beobachtet wurde, und sie erschütterte das bis dahin geltende Weltbild, wonach der Fixsternhimmel unveränderlich sei.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene  Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Kassiopeia einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Kassiopeia an.

Besondere Objekte

Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.

Ursprung des Sternbilds Kassiopeia

Königin Kassiopeia darf zwar auf ihrem Thron sitzen, prangt aber kopfüber am Himmel - als Strafe für ihren Hochmut.

Königin Cassiopeia in der Darstellung von Johannes Hevelius (1611-1687). Hevelius stellte die Sternbilder in seinem Atlas spiegelverkehrt dar – so, als würde man die Himmelskugel von außen betrachten. (Aus: Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978. Repro: Uwe Reichert)

 

Sternbild-Löwe

Himmels-W oder Himmels-Thron? In den hellsten Sternen der Kassiopeia lassen sich verschiedene Figuren sehen. (Bilder: Uwe Reichert)

 

Kassiopeia ist eines der ältesten Sternbilder und bereits im Sternkatalog des Ptolemäus verzeichnet. Es stellt die Frau des Kepheus, des mythischen Königs von Äthiopien, dar. Das Ehepaar wurde zusammen mit seiner Tochter Andromeda und seinem Schwiegersohn Perseus an den Himmel versetzt. Auch das Sternbild Walfisch (Cetus) ist über die Perseus-Sage mit der Kassiopeia verknüpft. Diese Sage ist bei den Sternbildern Andromeda und Kepheus näher beschrieben.

Am Himmel ist Kassiopeia auf ihrem Thron mit langer Lehne sitzend dargestellt. Wie es im Mythos heißt, rief Kassiopeia wegen ihrer Eitelkeit den Zorn der Nereiden hervor, die als Begleiterinnen des Meeresgottes Poseidon Schiffbrüchige beschützen. Deshalb wurde Kassiopeia dazu verdammt, in unbequemer Haltung auf ihrem Thron der täglichen Umdrehung der Gestirne um den Himmelspol herum zu folgen und dabei meist kopfüber am Firmament zu hängen. Das Bild des Throns ist am Himmel leicht zu erkennen, wenn man zu den fünf hellen Sternen des „Himmels-W“ noch den Stern Kappa Cassiopeiae (κ Cas) hinzunimmt.

Die figürliche Darstellung als Thron oder den Buchstaben W ist nur für den europäischen Kulturkreis suggestiv. Die Chinesen zum Beispiel ordneten die fünf hellen Sterne des „Himmels-W“ unterschiedlichen Sternbildern zu.

Als verschiedene Gelehrte am Anfang des 17. Jahrhunderts versuchten, die Sternbilder zu christianisieren, sah man in diesem Sternbild die Sünderin Maria Magdalena. Der französische Astronom Joseph-Jérôme de Lalande führte 1775 im nördlichen Bereich der Kassiopeia, zwischen dem „Himmels-W“ und dem Polarstern, das Sternbild „Custos Messium“ (Hüter der Ernte) ein, doch wurde sein Vorschlag − ein Wortspiel mit dem Namen seines Landsmanns und Kollegen Charles Messier − nicht anerkannt.

Die Suggestivkraft des „Himmels-W“ weckte auch andere Begehrlichkeiten. Eva Foerster, die Schwiegertochter des Berliner Astronomen Wilhelm Foerster, erzählte der Autorin Renate Feyl eine Anekdote, die diese in einem biografischen Essay über Wilhelm Foerster wiedergibt:

Eines Tages kommt auf die Berliner Sternwarte „eine Deputation aus der höchsten Generalität“ Kaiser Wilhelms I. und fordert den Direktor, den Astronomen Wilhelm Foerster, auf, sich dafür einzusetzen, daß „das Sternbild der Cassiopeia, welches bei einer bestimmten Lage zum Horizont durch die Gruppierung seiner hellsten Sterne nahezu ein lateinisches W darstelle“, den Namen „Wilhelmssternbild“ erhalte. Foerster lehnt ab. Es würde den Spott der Nationen herausfordern, meint er. Dieses ganz und gar nicht untertänige Verhalten macht Foerster in kaisertreuen Kreisen fortan „der Vernachlässigung preußischer Interessen am Sternenhimmel“ verdächtig.

(Quelle: Biografisches Essay über Wilhelm Foerster in: Renate Feyl: Bilder ohne Rahmen, S. 111. Greifenverlag, Rudolstadt 1977.)