Sternbild Pfeil (Sagitta)

Der Pfeil (lateinisch Sagitta) ist ein kleines Sternbild am Nordhimmel, das im Bereich der Milchstraße zwischen den großen Konstellationen Schwan (Cygnus) und Adler (Aquila) liegt. Es ist von allen bewohnten Gebieten der Erde aus sichtbar. In europäischen Breiten steht der Pfeil in den Monaten Juli bis Oktober günstig am Abendhimmel, auf der Südhalbkugel der Erde in den Monaten August und September.

Die vier hellsten Sterne im Pfeil gehören der 3. und 4. Helligkeitsklasse (Magnitude) an. Sie bilden inmitten des schimmernden Milchstraßenbandes eine längliche Struktur, die unsere Vorfahren an einen Pfeil mit Einkerbung und Befiederung am hinteren Ende erinnert hat. Verstärkt wird diese Symbolik durch einen Stern der 5. Magnitude, der den Pfeilschaft in östliche Richtung verlängert und die Pfeilspitze markiert. Hellster Stern ist Gamma Sagittae (γ Sge) mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,47 mag; er liegt auf dem Schaft des Pfeiles.

Nach dem Kreuz des Südens und dem Füllen ist der Pfeil das drittkleinste der offiziellen Sternbilder. Es bedeckt lediglich 0,2 Prozent der Himmelsfläche.

Zwischen den Sternen Gamma und Delta Sagittae liegt ein Kugelsternhaufen, das Messier-Objekt M 71.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Pfeil einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds Pfeil an.
Das Sternbild Pfeil liegt am Nordhimmel im Band der Milchstraße.

Das Sternbild Pfeil gehört zu den kleinsten Konstellationen am Himmel, ist aber wegen seiner namensgebenden Struktur doch leicht aufzufinden. (Bilder: Uwe Reichert)

(Klicke auf eines der beiden kleinen Bilder, um es zu vergrößern.)

Besondere Himmelsobjekte

Sternhaufen

Der Kugelsternhaufen Messier 71 (NGC 6838)

Im Sternbild Pfeil (Sagitta) befindet sich ein Kugelsternhaufen, der schon Beobachtern im 18. Jahrhundert aufgefallen war. Der Franzose Charles Messier nahm ihn dann im Jahr 1780 in seine Liste diffuser Himmelsobjekte auf. Seitdem ist er unter der Katalogbezeichnung Messier 71 oder kurz M 71 bekannt. Im etwa 100 Jahre später entstandenen New General Catalogue (NGC) trägt er die Nummer 6838.

Wir finden M 71 etwa in der Mitte der Verbindungslinie zwischen den Sternen Delta und Gamma Sagittae (δ und γ Sge). Diese beiden Sterne sind bereits mit bloßen Augen zu sehen und stehen knapp 3° auseinander. Etwa 1,2° östlich von δ Sge liegt eine kleine Sternengruppe mit dem 6,2 mag hellen Stern 9 Sge als hellstem Mitglied. Weitere 20 Bogenminuten nach Nordosten befindet sich M 71.

Die scheinbare visuelle Helligkeit des Kugelsternhaufens beträgt 7,2 mag, sein Winkeldurchmesser 7,2 Bogenminuten.

Eigenschaften von M 71

Lange Zeit war unklar, ob Messier 71 ein offener Sternhaufen oder ein Kugelsternhaufen ist. Allein aufgrund des optischen Ausssehens war eine Entscheidung nicht zweifelsfrei möglich. Auch die Altersbestimmung war schwierig. Das ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass der Sternhaufen nahe der galaktischen Ebene liegt und deshalb das Licht seiner Sterne durch interstellaren Staub stark gerötet wird.

In der Zwischenzeit gilt der Charakter als Kugelsternhaufen gesichert. Allerdings weisen seine Sterne einen ungewöhnlich hohen Anteil an schweren Elementen auf, was auf ein relativ geringes Alter hinweist. Auch sind kaum veränderliche Sterne in diesem Objekt vorhanden, was ebenfalls ein Indiz dafür ist, dass viele Sterne noch nicht die dafür nötigen späten Entwicklungsphasen erreicht haben.

Von unserer Sonne ist M 71 gegenwärtig rund 13 000 Lichtjahre entfernt, vom galaktischen Zentrum 22 000 Lichtjahre. Für einen Umlauf um unser Milchstraßensystem benötigt der Kugelsternhaufen etwa 150 Millionen Jahre. Sein Abstand zum galaktischen Zentrum schwankt dabei zwischen 16 000 und 23 000 Lichtjahren.

 Name:
 Messier 71
 andere Bezeichnungen:
 NGC 6838, GCl 115
 Objekttyp:
 Kugelsternhaufen
 Sternbild:
 Pfeil
 Position (J2000.0):
 α = 19h 53m 46s, δ = +18° 46′ 45″
 scheinbare Helligkeit:
 7,2 mag
 Winkeldurchmesser:
 7,2′
 Entfernung:
 4000 pc = 13 000 Lj
 Masse:
 46 000 Sonnenmassen
 Alter:
 ca. 11 Milliarden Jahre

 

Eine interaktive Aufnahme von Messier 71 bietet der Aladin Sky Atlas der Universität Straßburg. Als Beispiele von Amateuraufnahmen seien die Fotos von Josep M. Drudis, Alexander Voigt, Ed Bianchina und Manfred Ferstl genannt.

Der Kugelsternhaufen Messier 71, aufgenommen mit einem 130-mm-Newton-Teleskop.

Der Kugelsternhaufen Messier 71, aufgenommen mit einem 130-mm-Newton-Teleskop. Der helle Stern am rechten Bildrand ist der blaue Überriese 9 Sagittae mit einer visuellen Helligkeit von 6,2 mag. (Bild: Klaus Jäger)

Der Zentralbereich des Kugelsternhaufens Messier 71, aufgenommen mit dem Weltraumteleskop Hubble.

Das Zentrum des Kugelsternhaufens Messier 71 in einer Aufnahme des Hubble-Weltraumteleskops. (Bild: ESA/Hubble und NASA)

Quellen:

Ursprung des Sternbilds Pfeil

Der Pfeil gehört trotz seiner geringen Größe zu den 48 klassischen Sternbildern. Bereits Ptolemäus bezeichnete das Sternbild in seinem Katalog, dem Almagest, mit dem altgriechischen Wort ϊστός (Pfeil). Der alexandrinische Astronom zählte fünf Sterne auf, die nach heutiger Notation Alpha, Beta, Gamma, Delta und Zeta Sagittae sind. Ptolemäus zufolge repräsentierte Gamma Sagittae, der hellste Stern, die Spitze des Pfeils. Johann Bayer, der in seiner Uranometria die Sternbezeichnungen mit griechischen Buchstaben eingeführt hatte, sah indessen den Stern Gamma auf dem Schaft des Pfeils. Den Pfeil zog Bayer etwas in die Länge, so dass die lichtschwächeren Sterne Eta und Theta Sagittae – die Ptolemäus nicht erwähnte – auf der Pfeilspitze zu liegen kamen.

Der Pfeil ist eine Tatwaffe – doch wer schoss ihn ab?

Pfeile wurden in der Menschheitsgeschichte viele abgeschossen. Deshalb bleibt es unklar, ob der himmlische Pfeil ein besonderes Ereignis markieren soll. Oder wer ihn unter die Sterne versetzt haben könnte. Selbst in den griechischen Helden- und Göttersagen mangelt es nicht am Einsatz dieser Geschosse.

Aus der direkten Nachbarschaft der Sternbilder Pfeil und Adler leitet es sich ab, dass eine Geschichte besonders gern genannt wird. Demnach soll es sich um einen der Pfeile handeln, mit denen Herkules den Adler erschoss, der an Prometheus‘ Leber fraß. Nach der Erzählung eines anderen antiken Autors bewacht der Adler am Himmel einen Pfeil, den der Liebesgott Eros abgeschossen hatte. Als Schütze kommt auch Apollon in Betracht, der sich mit diesem Schuss am Tod seines Sohnes Asklepios rächen wollte. Asklepios, der durch seine Heilkunst berühmt wurde, ist in dem nahe gelegenen Sternbild Schlangenträger verewigt.

Darstellung des Sternbilds Pfeil im Sternatlas von Johann Bayer

Eine Doppelseite aus einem historischen Sternatlas zeigt das Sternbild Pfeil, wie man es im 17. Jahrhundert sah. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg.)