Sternbild Kompass (Pyxis)

Der Kompass (lateinisch Pyxis) ist ein unauffälliges Sternbild am Südhimmel. Für Regionen südlich der geografischen Breite 53° N steigt es vollständig über den Horizont. Am Abendhimmel ist es dann in den Monaten Januar bis März am besten sichtbar. Beobachter auf der Nordhalbkugel finden es, indem sie vom Tierkreissternbild Krebs aus eine gedachte Linie nach Süden ziehen, durch den westlichen Teil der Wasserschlange hindurch. Im täglichen Himmelslauf folgt der Kompass den Sternbildern Großer Hund (Canis Major) und Achterschiff nach.

Hellster Stern ist Alpha Pyxidis (α Pyx) mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,68 mag. Nur sechs weitere Sterne übersteigen die 5. Helligkeitsklasse (Magnitude).

Nachbarsternbilder des Kompass sind – von Norden aus im Uhrzeigersinn betrachtet – die Wasserschlange (Hydra), das Achterschiff (Puppis), das Segel des Schiffes (Vela) und die Luftpumpe (Antlia).

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Kompass einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds an.

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Der Kompass (lateinisch Pyxis) ist ein Sternbild des Südhimmels.

Das unauffällige Sternbild Kompass liegt nördlich des Milchstraßenbandes, das sich durch die Sternbilder Segel des Schiffes (Vela) und Achterschiff (Puppis) zieht. (Bilder: Uwe Reichert)

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Besondere Himmelsobjekte

Hinweis: Dieser Abschnitt ist in Bearbeitung.

Ursprung des Sternbilds Kompass

Das von Lacaille eingeführte Sternbild Kompass am Südhimmel in einem historischen Sternatlas.

Nicolas-Louis de Lacaille platzierte die von ihm eingeführten Sternbilder Luftpumpe und Kompass (rechts) zwischen die historischen Konstellationen Kentaur, Wasserschlange und Schiff Argo. (Quelle: Johann Elert Bode: Vorstellung der Gestirne auf XXXIV Tafeln, 1782)

Nach Beobachtungen des Südhimmels in den Jahren 1751 bis 1753 hatte der französische Astronom, Geodät und Mathematiker Nicolas-Louis de Lacaille (1713 – 1762) einen Katalog mit etwa 10 000 Sternen und einen Sternatlas herausgegeben. Da in der Umgebung des Himmelssüdpols keine Sternbilder aus der Antike überliefert waren, führte Lacaille selbst 14 neue Konstellationen ein. Für diese wählte er, wie er in seinem 1756 publizierten Sternkatalog des südlichen Himmels schrieb, „les figures des principaux instrumens des arts“ (etwa: Bilder der wichtigsten Werkzeuge und Messgeräte“). Allen diesen Konstellationen ist gemein, dass sie aus relativ lichtschwachen Sternen bestehen und recht unauffällig sind.

Der Kompass ergänzt das Schiff der Argonauten

Eines dieser Geräte aus Kunst, Wissenschaft und Technik, denen Lacaille ein himmlisches Denkmal setzte, ist der Kompass. Das Sternbild soll an die Bedeutung dieses Navigationsinstruments für die Erkundungen der europäischen Seefahrer auf den Weltmeeren erinnern. Folgerichtig platzierte Lacaille den Kompass an eine Stelle am Himmel, an der sich laut dem Sternkatalog von Ptolemäus der Mast des Schiffs Argo befand. Dieses antike Sternbild war damals die größte Konstellation am Himmel und stellte nach der griechischen Sage das Schiff der Argonauten dar. Unter ihrem Anführer Jason sollten die Argonauten das Goldene Vlies aus Kolchis an der Ostküste des Schwarzen Meeres holen.

Die Argonauten waren freilich noch ohne Kompass unterwegs gewesen, denn dieses Navigationsinstrument ist eine chinesische Erfindung. Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. waren den Chinesen die richtungsweisenden Eigenschaften des Magneteisensteins bekannt. Später fertigten sie Löffel aus diesem natürlichen Material, die als Nord-Süd-Zeiger fungierten. Diese Löffelform war übrigens ein  Symbol für den Großen Wagen, den die Chinesen „Nördlicher Löffel“ nannten.

Mitunter wird der Kompass als eine von vier Konstellationen angesehen, in die Lacaille das Sternbild Argo zerlegt habe. Doch diese Aufteilung – in Kiel des Schiffes (Carina), Segel des Schiffes (Vela) und Achterschiff (Puppis) – nahm der französische Astronom erst später vor. Den Kompass hatte er indessen bereits 1756 als Sternbild La Boussole eingeführt. Die latinisierte Version Pyxis Nautica verkürzte  die Internationale Astronomische Union schließlich zu Pyxis. Unter diesem internationalen Namen ist der Kompass heute eines der 88 offiziellen Sternbilder.