Sternbild Pfau (Pavo)

Der Pfau (lateinisch: Pavo) ist ein Sternbild am Südhimmel neben dem Band der Milchstraße

Das wenig markante Sternbild Pfau liegt abseits der südlichen Milchstraße. Einzig der helle Stern Alpha Pavonis (α Pav) sticht aus dem Himmelsareal heraus. (Bilder: Uwe Reichert)

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Der Pfau (lateinisch Pavo) ist ein wenig markantes Sternbild am Südhimmel. Es steigt nur für Orte südlich einer geografischen Breite von 15° Nord vollständig über den Horizont. Eine astronomische Beobachtung von Sternen oder Deep-Sky-Objekten ist deshalb nur von der Südhalbkugel der Erde aus sinnvoll. Die beste Beobachtungszeit ist im Juli, wenn das Sternbild gegen Mitternacht seinen höchsten Stand über dem Südhorizont erreicht.

Der hellste Stern ist Alpha Pavonis (α Pav) mit einer scheinbaren Helligkeit von 1,92 mag. Alle anderen Sterne in diesem Sternbild sind mindestens 1,5 Magnituden lichtschwächer. Nach dem englischen Wort für Pfau trägt Alpha Pavonis auch den Eigennamen Peacock.

Die Nachbarsternbilder des Pfau sind (im Uhrzeigersinn von Norden beginnend: das Teleskop (Telescopium), der Altar (Ara), der Paradiesvogel (Apus), der Oktant (Octans) und der Indianer (Indus).

Mit NGC 6752 enthält das Sternbild Pfau den vierthellsten Kugelsternhaufen des Himmels. Noch heller erscheinen nur Omega Centauri, 47 Tucanae und Messier 22.

Die helle Balkenspiralgalaxie NGC 6744 gibt einen sehr guten Eindruck davon, wie wir unser eigenes Milchstraßensystem wahrnehmen würden, könnten wir es verlassen und von weit außen betrachten.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Pfau einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds an.

Besondere Himmelsobjekte

Sternhaufen

Der Kugelsternhaufen NGC 6752

Der Kugelsternhaufen NGC 6752 befindet sich im Norden des Sternbilds Pfau bei einer Deklination von −60 Grad. Der Winkelabstand zu dem weiter nordöstlich gelegenen hellen Stern Alpha Pavonis (α Pav) beträgt etwa 10 Grad. Nur 1,5 Grad westlich des Kugelsternhaufens liegt der 5,1 mag helle Stern Omega Pavonis (ω Pav).

Mit einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 5,4 mag ist NGC 6752 der vierthellste Kugelsternhaufen und unter einem klaren, dunklen Himmel bereits mit bloßen Augen zu sehen. Mit einem Fernglas ist er leicht aufzufinden und als diffuses Objekt wahrzunehmen. Deutlich ist die nicht-stellare Natur mit einem Teleskop zu erkennen; visuell erscheint der helle Zentralbereich mit einem Winkeldurchmesser von sechs Bogenminuten. Hohe Vergrößerungen und fotografische Aufnahmen zeigen auch Einzelsterne in den weiter außen liegenden Regionen. Insgesamt bedeckt der Kugelsternhaufen etwa 3/4 der scheinbaren Fläche des Vollmonds.

Eigenschaften von NGC 6752

Von unserer Sonne ist NGC 6752 gegenwärtig rund 13 500 Lichtjahre entfernt, vom galaktischen Zentrum 17 000 Lichtjahre. Für einen Umlauf um unser Milchstraßensystem benötigt der Kugelsternhaufen etwa 80 Millionen Jahre. Sein Abstand zum galaktischen Zentrum schwankt dabei zwischen 10 000 und 18 000 Lichtjahren.

Basierend auf ihrem Gehalt an schweren Elementen wie Sauerstoff, Natrium, Magnesium, Aluminium und Silizium, wurden drei verschiedene Sternpopulationen in NGC 6752 nachgewiesen. Es handelt sich vermutlich um verschiedene Generationen von Sternen, die einen Altersunterschied bis zu 500 Millionen Jahren haben. Der Kugelsternhaufen selbst ist rund 13 Milliarden Jahre alt.

 Name:
 NGC 6752
 andere Bezeichnungen:
 GCl 108, Caldwell 93
 Objekttyp:
 Kugelsternhaufen
 Sternbild:
 Pfau
 Position (J2000.0):
 α = 19h 10m 52s, δ = −59° 59′ 04″
 scheinbare Helligkeit:
 5,4 mag
 Winkeldurchmesser:
 6′ (visuell), 20′
 Entfernung:
 4130 pc = 13 500 Lj
 Masse:
 276 000 Sonnenmassen
 Alter:
 ca. 12,5 Milliarden Jahre

 

Quellen:

Umgebung von NGC 6752 und NGC 6744 im Sternbild Pfau

Der Kugelsternhaufen NGC 6752 befindet sich 1,5 Grad östlich des 5,1 mag hellen Sterns Omega Pavonis (ω Pav).

Dere Kugelsternhaufen NGC 6752 im Sternbild Pfau

Der Kugelsternhaufen NGC 6752 in einer Aufnahme des Wide-Field Imagers am 2,2-Meter-Teleskop der ESO/MPG. (Bild: ESO)

Eine interaktive Aufnahme von NGC 6752 bietet der Aladin Sky Atlas der Universität Straßburg. Als Beispiele von Amateuraufnahmen seien die Fotos von Damian Peach, Velimir Popov und Emil Ivanov, J.-P. Metsavainio und Guillermo Spiers Madge genannt.

Galaxien

Die Balken-Spiralgalaxie NGC 6744

Die Balken-Spiralgalaxie NGC 6744 hat Ähnlichkeit mit unserem Milchstraßensystem

NGC 6744 ist eine Balken-Spiralgalaxie ähnlich wie unser Milchstraßensystem, deren flache Scheibe wir fast direkt von oben sehen. Sternentstehungsgebiete in den Spiralarmen leuchten rötlich. Rechts oben im Bild ist die kleine Begleitgalaxie NGC 6744A als kleine zigarrenförmige Struktur erkennbar. (Bild: ESO)

Umgebung von NGC 6752 und NGC 6744 im Sternbild Pfau

Die Galaxie NGC 6744 liegt 4° südlich vom Kugelsternhaufen NGC 6752). (Bild: Uwe Reichert)

Weitfeldaufnahme der Galaxie NGC 6744

Weitfeldaufnahme der Galaxie NGC 6744, die aus jeweils einer Aufnahme im Blauen, Roten und Infraroten zusammengesetzt ist. (Bild: ESO/Digitized Sky Survey 2)

NGC 6744 ist eine Balken-Spiralgalaxie im Sternbild Pfau (Pavo), auf deren Scheibenebene wir ungehindert blicken können. Ihr heller Zentralbereich befindet sich in einem kurzen Balken aus alten, gelblich leuchtenden Sternen, an dem weit ausladende Spiralarme ansetzen. In diesen fallen auf fotografischen Aufnahmen zahlreiche Sternentstehungsgebiete auf, die an dem rötlichen Leuchten von Wasserstoffgas erkennbar sind.

Ein Zwilling unserer Galaxis am Südhimmel

Mit diesem visuellen Erscheinungsbild ähnelt NGC 6744 sehr stark unserem eigenen Milchstraßensystem, dessen Aufbau wir nur indirekt erschließen können. Es gibt sogar eine kleine Begleitgalaxie, die als Analogon zu einer der Magellanschen Wolken fungiert. Diese Zwerggalaxie, NGC 6744A, steht offenbar unter dem Einfluss des starken Gravitationsfeldes der Muttergalaxie und zeigt auf Fotos eine zigarrenförmige Struktur. Über eine Sternenbrücke scheint sie mit einem der Spiralarme verbunden zu sein.

Mit einer Entfernung von etwa 30 Millionen Lichtjahren und einer scheinbaren Helligkeit von 8,3 mag ist NGC 6744 der nächste und hellste Zwilling unserer Galaxis am Südhimmel. Ihr Durchmesser ist jedoch mit rund 180.000 Lichtjahren größer als derjenige unseres Milchstraßensystems.

Zentrales Schwarzes Loch

Ebenso wie unsere Galaxis enthält auch NGC 6744 in ihrem Zentrum ein massereiches Schwarzes Loch, das nur wenig aktiv ist. Aus Beobachtungsdaten ergibt sich folgendes Bild:

Die Kernregion der Galaxie NGC 6744 zeigt Emissionslinien geringen Ionisationsgrades, was in der astronomischen Fachsprache als LINER (low-ionization nuclear emission-line region) bezeichnet wird. Eine solche Emission ist generell entweder auf die Photoionisation von Gas durch die Strahlung eines aktiven galaktischen Kerns (AGN) zurückzuführen oder auf Stoßwellen, die zum Beispiel durch Supernovae ausgelöst wurden und das Gas ionisieren. Letztere Möglichkeit ließ sich für NGC 6744 ausschließen. Genauere Untersuchungen ergaben, dass die Emissionen aus vier räumlich getrennten Regionen stammen, deren Ionisationsgrad unterschiedlich ist. Eine dieser Regionen ließ sich als zentraler AGN identifizieren, dessen Strahlung die drei anderen Regionen ionisiert. Das „Kraftwerk“ des AGN ist eine Akkretionsscheibe um ein zentrales Schwarzes Loch, dessen Masse die Autoren der Studie auf sechs Millionen Sonnenmassen schätzen.

Hinweise auf Galaxienverschmelzung

Beobachtungen weisen zudem darauf hin, dass es in der Entwicklung von NGC 6744 nur zwei signifikante Phasen der Sternentstehung gegeben hat: eine vor rund zehn Milliarden Jahren, während der Entstehung der Galaxie, und eine zweite vor rund einer Milliarde Jahren. Die Eigenschaften dieser beiden Sternpopulationen lassen sich durch die Annahme eines Verschmelzungsereignisses, eines so genannten Mergers, erklären. Demnach hätte sich die Vorläufergalaxie von NGC 6744 vor einer Milliarde Jahren eine kleinere Galaxie einverleibt und aus deren Gasvorrat in relativ kurzer Zeit neue Sterne entstehen lassen.

Quellen:

  • Patrícia da Silva, J.E. Steiner und R.B. Menezes: NGC 6744: A Nearby Milky Way Twin with a Very Low-luminosity AGN. In: The Astrophysical Journal 861:83. DOI: 10.3847/1538-4357/aac6e3
  • Miranda Yew et al.: A Multi-Frequency Study of the Milky Way-Like Spiral Galaxy NGC 6744. In: Publications of the Astronomical Society of Australia 35, e015 (2018). DOI: 10.1017/pasa.2018.9
 Name:
 NGC 6744
 NGC 6744A
 andere Bezeichnungen:
 ESO 104-42, Caldwell 101
 ESO 104-38,
 Objekttyp:
 Spiralgalaxie SAB(r)bc
 Zwerggalaxie IB(s)m
 Sternbild:
 Pfau
 Pfau
 Position (J2000.0):
 α = 19h 09m 46,1s, δ = −63° 51′ 26,9″
 α = 19h 08m 43,7s, δ = −63° 43′ 50″
 scheinbare Helligkeit:
 8,3 mag
 15 mag
 Winkeldurchmesser:
 20′ × 12,9′
 1,6′ × 0,6′
 Entfernung:
 ca. 9,2 Mpc = 30 Millionen Lj
ca. 9,2 Mpc = 30 Millionen Lj

Wissenschaftlich wurde die Galaxie NGC 6744 erstaunlich selten untersucht. Für Amateurastronomen hingegen ist diese Balken-Spiralgalaxie ein beliebtes Beobachtungsobjekt. Gelungene Aufnahmen stammen z.B. von Martin Pugh, Bernard Miller, Stefan Binnewies, Rainer Sparenberg und Volker Robering sowie Mario Weigand.

Ursprung des Sternbilds Pfau

Darstellung von zwölf Sternbildern am Südhimmel im Sternatlas von Johann Bayer

Johann Bayer bildete in seiner 1603 erschienenen „Uranometria“ erstmals die zwölf Sternbilder ab, die auf Seefahrer zurückgehen, darunter auch den Pfau. (Bild: Mit freundlicher Genehmigung des Verlags aus der Faksimile-Ausgabe der Uranometria 1603 von Johann Bayer, KunstSCHÄTZEverlag 2010, und der Universitätsbibliothek Heidelberg.)

Der Pfau ist eines von zwölf Sternbildern am Südhimmel, die Ende des 16. Jahrhunderts von europäischen Seefahrern eingeführt wurden. Im Auftrag des niederländischen Kartografen Petrus Plancius (1552 – 1622) hatten Pieter Dirkszoon Keyser (1540 – 1596) und Frederick de Houtman (1571 – 1621) auf ihrer Reise nach Ostindien einen Sternkatalog des Südhimmels erstellt. Während Keyser auf der Reise verstarb, brachte Houtman die Aufzeichnungen nach Europa zurück. Die Originale sind leider nicht erhalten, deshalb bleibt unklar, ob das Sternbild aus dem südasiatischen Raum übernommen wurde oder ob Keyser und Houtman es selbst nach dem aus Südasien stammenden farbenprächtigen Hühnervogel benannten. Der Katalog mit den Helligkeiten und Positionen der Sterne ist im Anhang eines malaischen Wörterbuchs abgedruckt, das Houtman auf der Insel Sumatra erstellt hatte.

Keyser und Houtman hatten das Sternbild „De Pauvv“ genannt. Unter der lateinischen Bezeichnung „Pavo“ wurde der Pfau erstmals auf Globen von Plancius und Jodocus Hondius (1563 – 1612) abgebildet, wie auch die anderen neuen Sternbilder des Südhimmels. Der Augsburger Rechtsanwalt und Liebhaberastronom Johann Bayer (1572 – 1625) übernahm ihn in seinen 1603 erschienenen Sternatlas, die „Uranometria“, und mehr als 300 Jahre später akzeptierte die Internationale Astronomische Union den Pfau als eines der 88 offiziellen Sternbilder am Himmel.

Aus Alpha Pavonis wird Peacock

Ungewöhnlich ist der englische Eigenname Peacock für den hellsten Stern, Alpha Pavonis. Wie es dazu kam, schildert Donald H. Sadler (1908 – 1987) in seinen Erinnerungen „A Personal History of H.M. Nautical Almanac Office“: Als Ende der 1930er Jahre ein Navigationshandbuch für die britische Luftwaffe erstellt wurde, sollten alle für die astronomische Navigation nutzbaren hellen Sterne Eigennamen tragen. Für zwei Sterne des Südhimmels – Epsilon Carinae und Alpha Pavonis – gab es keine überlieferten Bezeichnungen, und deshalb kreierte das Almanac Office die Namen Avior und Peacock. Im Jahr 2016 übernahm die Internationale Astronomische Union diese Bezeichnungen in ihre offizielle Liste der Sternnamen.