Sternbild Luchs (Lynx)

Der Luchs (lateinisch Lynx) ist ein recht ausgedehntes, aber unauffälliges Sternbild am Nordhimmel. Er befindet sich nördlich der Zwillinge (Gemini) und des Krebses (Cancer), zwischen dem Fuhrmann (Auriga) und dem Großen Bären (Ursa Major). Zwar ist der Luchs größer als die beiden benachbarten Tierkreissternbilder. Doch weil er sich über eine unscheinbare Himmelsregion erstreckt, ist er ähnlich wie die weiter nördlich gelegene Giraffe (Camelopardalis) kaum bekannt.

Hellster Stern ist Alpha Lyncis (α Lyn) mit einer scheinbaren Helligkeit von 3,14 mag. Als Einziger in diesem Sternbild wurde er gemäß der Bayer-Notation mit einem griechischen Buchstaben bezeichnet. Alle anderen Sterne in dieser Konstellation gehören der 4. oder einer höheren Helligkeitsklasse (Magnitude) an; man kennzeichnet sie mit ihrer Flamsteed-Nummer oder einer anderen Katalogbezeichnung.

Die Figur eines Luchses lässt sich nicht in das Muster der Sterne hineininterpretieren. Unter einem dunklen Himmel bilden die Sterne 4. Magnitude immerhin eine Art Zickzacklinie, die sich von Südwesten nach Nordosten erstreckt. In der täglichen Drehung des Nachthimmels folgt der Luchs dem Fuhrmann mit dem hellen Stern Kapella und geht dem Großen Bären voran.

Sichtbar ist das Sternbild Luchs für alle Orte nördlich einer geografischen Breite von 28° Süd. Auf der Südhalbkugel eignen sich die Monate Januar und Februar am besten für eine Beobachtung, weil dann der Luchs gegen Mitternacht seine höchste Stellung über dem Nordhorizont erreicht. Für Beobachter in Europa ist der nördliche Teil des Sternbilds sogar zirkumpolar.

Links zeigt eine mit Koordinaten versehene Karte eines Himmelsausschnitts weiße Sterne auf hellblauem Hintergrund. Die Fläche, die das Sternbild Luchs einnimmt, ist dunkelblau hervorgehoben. Eine Tabelle rechts gibt wichtige Daten des Sternbilds an.
Das Sternbild Luchs ist ein unauffälliges, aber ausgedehntes Sternbild am nördlichen Sternhimmel.

Das Sternbild Luchs ist ein unauffälliges Sternbild, das dem Großen Bären in der täglichen Drehung des Nachthimmels vorangeht. Im Bild ist oben links der „Kasten“ des Großen Wagens im Großen Bären erkennbar, am Bildrand rechts der helle Stern Kapella im Fuhrmann. (Bilder: Uwe Reichert)

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Besondere Himmelsobjekte

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Ursprung des Sternbilds Luchs

Der Luchs ist ein Sternbild der Neuzeit. Eingeführt hatte es der Danziger Astronom Johannes Hevelius, der Ende des 17. Jahrhunderts in einem von ihm herausgegebenen Sternatlas mehrere neue Sternbilder verzeichnete. Neben dem Luchs waren dies im Umfeld des Großen Bären (Ursa Major) auch der Kleine Löwe (Leo Minor) und die Jagdhunde (Canes Venatici).

Die Gelehrten der Antike hatten keinen Grund gesehen, in dieser unauffälligen Himmelsregion ein Sternbild einzuführen. Der im 2. Jahrhundert lebende Astronom Claudius Ptolemäus hat uns mit seinem großen Werk, dem Almagest, den ältesten vollständig erhaltenen Sternkatalog hinterlassen. Im 5. Buch des Almagest zählte Ptolemäus den Sternbestand der nördlichen Halbkugel auf. Nach der Liste der Sterne im Großen Bären führte er acht weitere auf, die er nicht in das Bild des Großen Bären einbezog. Diese ordnete Hevelius Jahrhunderte später seinen neuen Sternbildern zu.

Nur mit Luchsaugen sind die Sterne des Luchses erkennbar

Hevelius war nicht nur Bierbrauer und Stadtrat in Danzig, sondern auch ein begnadeter Praktiker, der sich der Astronomie widmete. So baute Hevelius einige Fernrohre selber und er erstellte auch die Kupferstiche für seinen posthum im Jahr 1690 erschienenen Sternatlas. Leider verwendete er weniger Zeit auf die Theorie und Qualität seiner Linsen. So vermaß Hevelius die Sterne lieber mit einem herkömmlichen Winkelmessgerät und seinen bloßen Augen, weil er meinte, ein Fernrohr würde ihre Positionen verzerren. Damit war Hevelius der letzte Astronom, der in der Tradition von Tycho Brahe (1546 – 1601) den Sternenhimmel vermaß. Dies gelang ihm sogar mit größerer Genauigkeit als seinem dänischen Vorgänger.

Für die lichtschwachen Sterne in seinen neuen Sternbildern brauchte Hevelius wohl die sprichwörtlichen Luchsaugen, um sie überhaupt erkennen zu können. Vielleicht hatte er bei der Namensgebung auch den griechischen Helden Lynkeus im Sinn, der so scharf sehen konnte, dass er selbst Dinge zu erblicken vermochte, die hinter Mauern und in der Erde verborgen waren. Lynkeus gehört mit seinem Bruder Idas sowie den Dioskuren Kastor und Polydeukes zu den berühmten Zwillingspaaren der griechischen Mythologie. Kastor und Polydeukes waren bereits im Altertum als das Sternbild Zwillinge an den Himmel versetzt worden.

Das Sternbild Luchs im historischen Sternatlas von Johannes Hevelius.

Eine Seite aus dem Sternatlas von Johannes Hevelius zeigt das von ihm eingeführte Sternbild Lynx (Luchs). Hevelius stellte die Sternbilder seitenverkehrt dar, so als würde man die Himmelskugel von außen betrachten. (Aus: Johannes Hevelius, Sternenatlas, russische Ausgabe, Taschkent 1978. Repro: Uwe Reichert)

Quellen:
  • Karl Manitius: Des Claudius Ptolemäus Handbuch der Astronomie. 2. Band. Teubner, Leipzig 1913.
  • Uwe Reichert: Johannes Hevelius – Das Wirken des großen Astronomen in Danzig. In: Sterne und Weltraum, Februar 2011, S. 54–57 (2011).
  • W. P. Schtscheglow (Hrsg.): Jan Gewelii: Atlas swesdnogo neba. Akademie der Wissenschaften der Usbekischen Sowjetrepublik, Taschkent 1978.